Kurz vor der Landtagswahl warb die Junge Union mit der hohen Polizeidichte in Bayern im Vergleich zu NRW. Die Jugendorganisation der CSU hat zwar recht damit, dass die Polizeidichte im Freistaat höher ist als in NRW, der Unterschied ist aber längst nicht so groß, wie behauptet. Denn: Die JU nutzt für ihre Wahlkampfaussage veraltete Zahlen und ungenaue Zuordnungen.
JU vergleicht Polizeidichte in Bayern und Nordrhein-Westfalen
"Innere Sicherheit fällt nicht vom Himmel", schreibt die Junge Union München-Nord in einem Facebook-Post vom 10. Oktober, den auch die CSU München teilte. 328 Polizisten je 100.000 Einwohner seien in Bayern im Einsatz, insgesamt in ganz Bayern 42.000 Polizisten, so die JU. Diese Zahlen vergleicht die JU mit denen aus Nordrhein-Westfalen. Dort gebe es 1.700 Polizisten weniger und auch pro 100.000 Einwohner deutlich weniger Beamte.
Stimmt das? Nicht ganz.
Das bayerische Innenministerium und das Bundesinnenministerium nennen dem Bayerischen Rundfunk auf Nachfrage jedoch andere Zahlen. Demnach gibt es in Bayern 2018 knapp 37.200 Stellen für den sogenannten Polizeivollzugsdienst, die Auszubildenden eingeschlossen. Polizeivollzugsbeamte arbeiten in Uniform oder in Zivilkleidung zum Beispiel bei der Schutz- oder Kriminalpolizei; daneben hat die Polizei noch andere Mitarbeiter, die nicht Vollzugsbeamte sind.
"In einem aktuellen Ländervergleich steht der Freistaat Bayern damit an zweiter Stelle. Spitzenreiter nach absoluten Zahlen ist das Land Nordrhein-Westfalen mit rund 47.700 Stellen", schreibt das bayerische Innenministerium. Diese Zahlen bestätigt auch der Bund.
Veraltete und nicht genaue Zahlen
Woher stammen also die abweichenden Zahlen der Jungen Union? In dem Facebookpost nennt die JU keine Quellen. Auf Nachfrage erklärt Alexander Rulitschka, Kreisvorsitzender der JU München-Nord: "Die angesprochene Grafik wurde im letzten Jahr kurz vor der Wahl in NRW erstellt und bezog sich auf die Angaben, die man in Google bei Wikipedia und den Statistiken finden konnte. Die Zahlen haben wir auf ganze Hunderter aufgerundet."
Tatsächlich finden sich die Zahlen im Internet. Um seriös die Polizeidichte anzugeben, sind sie jedoch ungeeignet: Zum einen sind sie veraltet. Zum anderen, erklärt das bayerische Innenministerium, gebe es zwar insgesamt knapp 42.000 Bedienstete bei der bayerischen Polizei. In dieser Zahl seien aber auch Chemiker, Juristen, Techniker und Angestellte eingerechnet. Polizeivollzugsbeamte seien dagegen nur die genannten 37.200 - und diese seien entscheidend für die Polizeidichte.
Weniger Beamte, höhere Polizeidichte in Bayern
Bayern hat demnach - in absoluten Zahlen - rund 10.000 Polizeibeamte weniger als NRW. Richtig ist aber: Die Polizeidichte ist in Bayern höher als in NRW. Pro Einwohner gibt es also mehr Polizisten. Konkret nennt das bayerische Innenministerium eine Polizeidichte von 1:349. Statistisch sorgt demnach ein Polizist für die Sicherheit von 349 Bürgerinnen und Bürgern in Bayern. Dabei bezieht sich das Ministerium auf Bevölkerungszahlen des statistischen Landesamtes vom 31.12.2017. Rechnet man genauso für NRW, ergibt sich eine Polizeidichte von 1:375.
Konkret berechnet sich die Polizeidichte für das Jahr 2018 aktuell so:
Fazit: In NRW gibt es knapp 10.000 Polizisten mehr als in Bayern, aber auch rund fünf Millionen Einwohner mehr. Die Polizeidichte ist in Bayern tatsächlich höher, allerdings ist der Unterschied längst nicht so groß, wie von der Jungen Union behauptet. In Bayern kommen rund 286 Polizisten auf 100.000 Einwohner, in NRW sind es rund 266 Polizisten pro 100.000 Einwohner.
Quellenangabe zu Einwohnerzahlen (Stand 31.12.2017) für Bayern und NRW