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Würzburger Zentraurenkopf

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Streit um Würzburger Zentaurenkopf

Streit um Würzburger Zentaurenkopf

Seit 160 Jahren befindet sich der Kopf eines Zentauren vom Athener Parthenontempel im Würzburger Martin von Wagner Museum. Nun will der griechische Staat das antike Kunstwerk zurück - doch das Museum der Universität Würzburg weigert sich.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der bärtige, nach rechts blickende Männerkopf aus Marmor, der heute in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums in der Würzburger Residenz gezeigt wird, hat etwa die Größe eines Handballs und ist über 2.400 Jahre alt. Sein ursprünglicher Platz befand sich am Außenrand des Parthenontempels unterhalb des Daches – als Teil des berühmten Marmorfrieses. Der Kopf gehörte zu einem Zentaur, einem Pferdemenschen. Der Großteil der Metopen, also der Marmorplatten – darunter auch das Relief mit dem Pferdekörper des Würzburger Zentaurenkopfes – wird seit 200 Jahren im British Museum in London ausgestellt.

Kunstwerk in Rom erworben

Martin von Wagner – der Kunstagent des bayerischen Kronprinzen Ludwig in Rom – hatte den Zentaurenkopf in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermutlich aus einer römischen Privatsammlung erworben. Damals konnte er noch nicht wissen, dass der Kopf Teil des berühmtesten griechischen Tempels war. Für von Wagner war es ein "Bruchstück eines männlichen Kopfs mit Bart", wie es in der Schenkungsurkunde an die Universität Würzburg steht.

Museum: Teile der Sammlung dürfen nicht hergegeben werden

Wenn es nach der griechischen Regierung geht, soll der Männerkopf nach Athen zurückkehren, sagt Jochen Griesbach, Professor am Lehrstuhl für klassische Archäologie der Universität Würzburg und Direktor der Antikensammlung.

"Es kommen regelmäßig Briefe aus der Schweiz. Dort sitzt ein Komitee für die Rückführung der Parthenonskulpturen. Aber sie erhalten immer die gleiche Antwort von uns: Wir können das Stück leider nicht hergeben." Jochen Griesbach, Professor am Lehrstuhl für klassische Archäologie der Universität Würzburg und Direktor der Antikensammlung

Die Würzburger Antikensammlung begründet ihre Weigerung folgendermaßen: Der steinerne Kopf sei Teil des Nachlasses von Martin von Wagner. Dieser wiederum habe verfügt, dass sein Nachlass weder verschenkt noch verkauft werden dürfe. Die entsprechende Schenkungsurkunde, von der eine beglaubigte Abschrift von 1858 erhalten ist, findet sich noch heute im Archiv der Universität.

Forderung: Tempelschmuck soll nach Athen zurück

In Griechenland werden die Rufe nach einer Rückgabe des Parthenonfrieses seit Jahren immer lauter. Der Focus Griechenlands liegt dabei auf dem Großschatz im britischen Museum. Einer Klage ist das Land dabei bisher aus dem Weg gegangen. Die Briten wiederum haben mehrfach erklärt, sie würden die sogenannten "Elgin Marbles" niemals freiwillig an Griechenland zurückgeben. Für zusätzlichen Druck in der Sache sorgte 2009 die Eröffnung des Athener Akropolismuseums. Die Rückgabe des Würzburger Zentaurenkopfes würde vermutlich als Präzedenzfall angesehen, an den sich weitere Forderungen anschließen würden.

Der Parthenon

Der Parthenon ist ein Tempel auf der Akropolis von Athen. Es ist eines der berühmtesten noch existierenden Baudenkmäler des antiken Griechenlands und eines der bekanntesten Gebäude weltweit. Errichtet wurde der der Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos geweihte Tempel zwischen 447 und 438 vor Christus. Die Initiative zum Bau ging von dem Politiker Perikles aus, einer führenden Persönlichkeit Athens im fünften Jahrhundert vor Christus.