Die Stimmung bei Mario Dück, dem Leiter der Jugendherberge in Schweinfurt, schwankt am Donnerstag zwischen Sorge und zaghaftem Optimismus. Vielleicht gibt es ja doch noch staatliche Unterstützung für die Jugendherbergen in der Corona-Krise. Im Bayerischen Wirtschaftsministerium will man die Möglichkeiten dafür nun zumindest prüfen, nachdem das Jugendherbergswerk diese Woche einen Brandbrief an die Politik geschrieben hatte. Wie überall in Bayern, mussten die Jugendherbergen auch in Unterfranken mit Verfügung des Gesundheitsministeriums vom 16. März wegen der Corona-Pandemie schließen. Mittlerweile geht es ihnen an die Substanz.
Stornierungen bis in den Juli hinein
Die Stornierungen hatten sich in Schweinfurt laut Mario Dück schon vorher gehäuft, als immer mehr Veranstaltungen in der Region abgesagt wurden – etwa das Schweinfurter Hockey Turnier oder ein Tanzturnier in Kürnach. Seit der Schließung gibt es nun außer Stornierungen gar nichts mehr, genauso wie bei Steffen Hörtler in Bad Kissingen. Er leitet die Bildungs- und Begegnungsstätte Heiligenhof, zu der auch die örtliche Jugendherberge gehört und hat nun bis in den Juli hinein keine Buchungen mehr.
Buchungen gingen "von hundert auf null"
"Für den April waren wir bereits ausgebucht und hätten ein volles Haus gehabt", so Hörtler. "Jetzt ging es tatsächlich von hundert auf null." Die unterfränkischen Jugendherbergen, schätzt er, dürfte die Zwangspause besonders hart treffen, denn anders als beispielsweise in der Alpenregion gebe hier keine echte Wintersaison. Von November bis März sei eh schon Saure-Gurken-Zeit. Als Leiter einer Bildungsstätte mit viel internationalem Jugendaustausch schmerzt es Hörtler auch, dass mit den abgesagten Jugendbegegnungen auch deren pädagogisches Moment verloren gehe.
Fast alle Beschäftigten in Kurzarbeit
In den Jugendherbergen von Lohr und Würzburg ist am Donnerstagnachmittag niemand telefonisch erreichbar. Anrufe werden direkt zum Bayerischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks in München weitergeleitet. Dessen Pressesprecher Marko Junghänel geht davon aus, dass mittlerweile 98 Prozent der rund 900 Beschäftigten in Bayerns Jugendherbergen in Kurzarbeit sind. Für viele gebe es aktuell nichts zu tun. Häufig seien es nur noch die Einrichtungsleiter, die wenige Stunden am Tag die Stellung hielten.
Hoffen auf die Politik
Junghänel hofft, dass der öffentliche Hilferuf der Jugendherbergen möglichst bald Wirkung zeigt. "Wir sind jetzt zumindest auf der Agenda," so der Pressesprecher. Der gute Wille in den Ministerien sei da. Vorläufig ist die Schließung bis zum 19. April angeordnet. Sollte dieser Zustand noch deutlich länger andauern, so die Befürchtung, dann müssten einzelne Häuser womöglich aufgeben.
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