In der St Lukas-Klinik in Bad Griesbach werden Patientinnen und Patienten mit Essstörungen behandelt.
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In der St Lukas-Klinik in Bad Griesbach werden Patientinnen und Patienten mit Essstörungen behandelt.

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Trauma und Körperwahn: Neue Therapie in Bad Griesbach

Von einem Extrem ins nächste: Eine 53-Jährige rutscht vom Übergewicht in die Magersucht. Patienten mit extrem kompliziertem Verhältnis zum Essen soll in der St. Lukas Klinik in Bad Griesbach geholfen werden.

Wir nennen sie Katrin E. Sie kommt aus der Oberpfalz. "Stärker" ist das Wort, mit dem die 53-Jährige ihren damaligen Körper beschreibt. Stark ist das Verhältnis zu ihrem Körper aber bis heute nicht. Erst vor wenigen Jahren entschied sie sich für eine Operation zur Magenverkleinerung und sah darin die Chance, eine bessere Beziehung zu ihrem Körper zu entwickeln.

Doch die Probleme wurden damit nicht gelöst. Vor zwei Jahren wurde Katrin E. magersüchtig. Sie rutschte von einem Extrem in das nächste. Jetzt sucht sie Hilfe in Bad Griesbach (Lkr. Passau). Eine neue Abteilung in der psychosomatischen Fachklinik St. Lukas hat sich auf komplexe Essstörungen und Trauma-Therapie spezialisiert.

Eigenverantwortung für Betroffene

Bei dem Pilotprojekt machen zehn Betroffene mit. Für sie wird jeweils ein Therapieplan erstellt, der auf die persönlichen Bedürfnisse zugschnitten wird. Dazu gehören Bewegungs-, Ernährungs-, Tanz- und Musiktherapie sowie die Arbeit am Körperbild. Das Besondere: Es gibt keine strengen Ernährungspläne. Beim Mittagessen nehmen alle Patienten der Gruppe gemeinsam ihre Mahlzeit ein.

Die Ärztin hinter dem Projekt

Ins Leben gerufen hat das Projekt Dr. Elena Damyanova. Die aus Bulgarien stammende Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie innere Medizin behandelte bereits in Niedersachsen Patienten mit extremem Übergewicht. Dabei fiel ihr immer wieder auf, wie häufig die Erkrankungen durch Traumata ausgelöst werden. Dazu gehören beispielsweise sexuelle Übergriffe oder häusliche Gewalt.

Die St. Lukas Klinik ist seit Jahren darauf spezialisiert, Patienten mit solch belastenden Erfahrungen zu helfen. Darin sah Dr. Damyanova die perfekte Grundlage, um eine Abteilung für Essstörungen zu gründen.

Die Besonderheiten der Klinik

Die kleine Klinik ist eine von 152 in Bayern und hat 90 Betten. Betroffene kommen aus ganz Deutschland. Häufig ist es für Essgestörte auch gut, sich weit von zuhause entfernt auf die Therapie einzulassen. Einen wichtigen Begleiter darf man aber von zu Hause mitbringen: den eigenen Hund.

"Haustiere sind eine wertvolle und verlässliche Ressource", sagt die Ärztin. Sie kann einen während der Therapie stützen. Eine weitere Besonderheit ist auch die eigene Lehrküche. Patienten haben die Möglichkeit, Kochen neu zu erlernen und Lebensmittel wieder in ihren Alltag zu integrieren.

Vom alten Körper zum neuen, gesunden Ich

Katrin E. ist dünner als früher, aber nicht glücklicher. Sie hat weniger Kraft und gibt sich schüchterner. Sie möchte in Bad Griesbach lernen, richtig zu essen. "Da ich mich im Moment noch nicht so viel traue." Sie erhofft sich von ihrem Aufenthalt mehr Selbstakzeptanz und Zufriedenheit mit ihrem neuen Körper. Mit sich im Reinen möchte sie ein gesundes, glückliches Leben führen können.

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über die medizinische Versorgung in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

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In der St Lukas-Klinik in Bad Griesbach werden Patientinnen und Patienten mit Essstörungen behandelt.

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