Es ist der letzte verkaufsoffene Samstag vor den Weihnachtsfeiertagen. Überall in München sind an diesem Nachmittag des 17. Dezember 1960 Menschen unterwegs, um noch ein paar Besorgungen zu erledigen. Doch eine Katastrophe beendet diese vorweihnachtliche Stimmung abrupt. Es folgen: Trauer, Fassungslosigkeit und Entsetzen.
Flughafen Riem bereitet sich schon auf Notlandung vor
Um kurz nach 14 Uhr startet eine vollgetankte, zweimotorige, amerikanische Maschine am Flughafen in Riem. An Bord: Insgesamt 20 Passagiere , davon zwölf Studentinnen und Studenten der Universität Maryland. Das Ziel: die englische Stadt Norfolk.
Doch schon kurz nach dem Start fällt einer der beiden Motoren aus. Der Pilot will deshalb mit einer Schleife über München zurück zum Flughafen fliegen. Die Feuerwehr macht sich dort schon für die Notlandung bereit.
Kirchturm im dichten Nebel übersehen
Da es an diesem Tag in München sehr neblig ist, übersieht der Pilot die 97 Meter hohen Kirchtürme der St. Paulskirche an der Theresienwiese. Das Flugzeug streift eine der Turmspitzen, ein großes Stück der linken Tragfläche bricht ab.
Nur wenige Sekunden später stürzt das Flugzeug auf die belebte Kreuzung an der Bayer- und Martin-Greif-Straße. Der linke Motor wird dabei gegen einen Waggon der Tramlinie 10 geschleudert, der ausgelaufene Treibstoff des Flugzeugs fängt sofort an den abgerissenen Oberleitungen Feuer. Schlagartig steht die Trambahn in Flammen.
52 Menschen sterben, 25 werden verletzt
Insgesamt 52 Menschen müssen ihr Leben an diesem Unglücktag lassen: Das sind alle Passagiere des Flugzeugs, Fußgänger auf der belebten Kreuzung und fast alle Fahrgäste in der Tram. 25 weitere Menschen werden zum Teil schwer verletzt.
Überlebender: Erst in Klinik von Flugzeugabsturz erfahren
Einer der wenigen Menschen, die das Unglück von 1960 überlebt haben, ist Manfred Hoch. Er war zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes gerade einmal 18 Jahre alt. Im Gespräch mit dem BR erinnert er sich an die letzten Sekunden, bevor sein Körper Feuer fing: "Ich bin der Trambahn nachgelaufen und dann hat es auf einmal fürchterlich gerumpelt und alles stand in Flammen. Dann habe ich gemerkt, dass ich brenne und dann bin ich aus der Tram gesprungen, da war Gott sei dank die Türe offen."
Ein Passant habe ihm dann geholfen und in eine Klinik gefahren. "Erst dort habe ich erfahren, dass es ein Flugzeugabsturz war", erzählt der 78-Jährige, der heute in Ottobrunn bei München lebt. Insgesamt vier Monate habe er im Krankenhaus verbracht und auch in den darauffolgenden Jahren musste er immer wieder in eine Klinik, vor allem für die vielen Operationen im Gesicht und an den Händen,
Zeitzeuge: "Dennoch riesen Glück gehabt"
Obwohl 40 Prozent der Körperoberfläche von Manfred Hoch bei der Katastrophe verbrannt wurden, kann er sich nicht an Schmerzen erinnern. "Schmerzmäßig war es nicht so schlimm, ich hatte eine Art Blackout", erinnert er sich.
Dennoch sagt er, dass er ein "riesen Glück" gehabt habe. Zum einen, weil die besten Ärzte Europas sich um ihn gekümmert haben - zum anderen, weil er überlebt hat.
"Darüber spricht Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!