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Blick auf das Walchenseekraftwerk.

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Walchensee-Kraftwerk: Wie der Strom nach Bayern kam

Die Energiewende ist bald 100 Jahre alt – und hat übrigens bei uns in Bayern begonnen. Im Juni 1918 hat der Landtag eine wegweisende Entscheidung getroffen und das Walchensee-Kraftwerk genehmigt. Schon damals gab's Gegenwind. Von Martin Breitkopf

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Ein Wummern liegt in der Luft. Der Boden unter den Füßen scheint zu vibrieren: Das ist der Herzschlag des Walchensee Wasserkraftwerks. Seit 94 Jahren verwandelt sich hier in der Maschinenhalle Wasserenergie in Strom. Immer noch ein kleines Wunder für Theodoros Reumschüssel – er kennt hier jede Turbine, jeden Generator. Mit leuchtenden Augen steht er vor den dicken, grünen Rohren vor der Halle. Sie sind das Symbol für eine Pionierleistung. Zwar gab es damals kleine Wasserkraftanlagen in Flüssen, aber keiner wusste ob die Idee von herabstürzenden Wassermassen auch wirklich aufgeht.

Wasser verwandelt sich in Strom

Damals wie heute stürzt das Wasser durch die Rohre in die Tiefe. So schnell wie ein rasender ICE trifft es auf die Turbinen und verwandelt sich über die Generatoren in Strom. Mit der Wasserkraft wollte Ingenieur Oskar von Miller Bayern autark vom Kohlestrom aus dem Westen machen. Von Miller hatte die Vision von einem bayerischen Hochspannungsring.

Widerstand und Klagen gegen das Walchensee-Kraftwerk

Doch das sahen nicht alle so. Oskar von Miller spürte heftigen Gegenwind. Das hatte das Walchensee-Kraftwerk mit heutigen Großprojekten gemeinsam. Viele Gemeinden entlang der Isar klagten gegen das Vorhaben. Zu den Klägern zählten die Stadt Bad Tölz, die Landeshauptstadt München, dazu Flößervereinigungen und Hotel-Betriebe.

Meisterleistung von mehr als 2.000 Arbeitern

Die Beharrlichkeit zahlte sich aus: Im Juni 1918 stimmte der Landtag zu und die Entscheidung veränderte Bayern. Die Industrialisierung nahm ihren Anfang. Innerhalb von nur sechs Jahren entstand das Walchensee-Kraftwerk – eine Meisterleistung von mehr als 2.000 Arbeitern.

Damals Revolution – heute unverzichtbar

Theodoros Reumschüssel sperrt die alte Holztür zum Wasserschloss auf – 15 Meter dick ist die Betonwand – dahinter sammelt sich das Walchenseewasser, bevor es die Rohre hinabstürzt. Was damals eine Revolution war, ist bis heute unverzichtbar. "Gerade in Zeiten der Energiewende, mit großen Strommengen aus sehr wechselhaften Einspeisern, Sonne und Wind, ist ein Kraftwerk, das ganz schnell den Ausgleich bereitstellen kann – wie eben das Walchensee-Kraftwerk – ganz wichtig. Von daher: Aufgabenstelleung absolut up-to-date", sagt Theodoros Reumschüssel.

Walchensee-Kraftwerk: Leuchturm für saubere Energie

Das bedeutet aber auch: Die eigentliche Energiewende in Bayern begann schon vor 100 Jahren. Das Walchenseekraftwerk war und ist der Leuchtturm für eine saubere Energie.