Genügend Hilfe zu bieten für Menschen, deren Zahl nicht bekannt ist - schwierig. Zu schwierig, finden die Landtags-Grünen. Sie setzen sich für eine amtliche Wohnungslosenstatistik für Bayern ein, um die Gruppe der Obdachlosen genauer bestimmen zu können und Hilfsangebote anpassen zu können.
Die Einrichtungen, die es bereits gibt, werden nicht von allen angenommen.
Zudem zeigten einige Reaktionen auf ein BR24-Video über einen Obdachlosen gezeigt, dass es Zweifel gibt an der Hilfe für diese Menschen. Aber Obdachlose haben einen gewissen Rechtsanspruch - und in bayerischen Städten gibt es zahlreiche Angebote.
- Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2019. Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier
Welchen rechtlichen Anspruch haben Obdachlose?
Die Sozialbehörden der Kommune helfen laut Sozialgesetzbuch Zwölf, wenn „besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten“ verbunden sind, etwa bei Wohnungs- oder Obdachlosigkeit oder nach einer Haftentlassung. Sie sollen gezielt Hilfe geben, um die Schwierigkeiten zu überwinden und eine Eingliederung in das gesellschaftliche Leben zu ermöglichen. Und sie sollen verhindern, dass sich die Situation verschlimmert.
Zu den Leistungen zählen persönliche Betreuung und Beratung, Hilfe dabei, eine Wohnung zu erhalten oder zu beschaffen, Unterstützung beim Einstieg ins Arbeitsleben oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Betroffene haben außerdem ein Recht darauf, von der Kommune, in der sie sich aufhalten, in einer Notunterkunft unterzukommen, wie ein Rechtsgutachten der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) klarstellt. In der Praxis erfüllten Kommunen diese Pflichtaufgabe oft nicht oder nur unzureichend, kritisierte die BAG W.
Welchen Anspruch auf finanzielle Unterstützung gibt es?
Wenn wohnungslose und obdachlose Menschen arbeitslos werden, können sie Arbeitslosengeld beziehen. Läuft das aus und sind sie erwerbsfähig, haben sie Anspruch auf Hartz IV. Wer nicht arbeiten kann, hat Anspruch auf Sozialhilfe.
In bestimmten Fällen können die Behörden auch Mietschulden übernehmen.
Kirchen und Vereine helfen Obdachlosen auch
Doch nicht nur der Staat hilft. Auch Kirchen und Vereine kümmern sich um Wohnungslose und Obdachlose, etwa die BAG W, die Diakonie und die Katholische Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Zudem zum Beispiel die Caritas, die Bahnhofsmissionen, die Tafeln oder das Rote Kreuz - oder die Barber Angels, die Obdachlosen die Haare schneiden.
Die Angebote, wie der #Faktenfuchs für ausgewählte Städte auflistet, sind durchaus vielfältig.
Welche Angebote für Obdachlose gibt es in München?
Wer in München wohnungs- oder obdachlos ist, kann sich an mehr als ein Dutzend Hilfsangebote wenden. Erst einmal fordert die Stadt alle Betroffenen auf, sich zuerst bei der Infothek im Amt für Wohnen und Migration zu melden. Dort können sich Betroffene beraten lassen.
Ganz konkret finden sie Hilfe beim Kälteschutzprogramm, das das Evangelische Hilfswerk im Auftrag der Stadt führt. In diesen Räumen können Familien mit Kindern, aber auch alleinstehende Männer oder Frauen und Paare unterkommen. Die "FamAra" ist eine Stelle, bei der obdachlose EU-Familien Beratung und Aufenthaltsräume finden. Obdachlose Zuwanderer aus EU-Staaten können sich außerdem ans "Schiller 25" wenden, eine Anlaufstelle speziell für sie. Den Tag verbringen kann jeder, der betroffen ist, auch in der Teestube "komm".
Im Mai soll ein Tagestreff der Arbeiterwohlfahrt (AWO) eröffnen, das "otto & rosi". Ärztliche Hilfe, Essen, Kleidung, Duschen und einen Platz zum Aufwärmen gibt es bei der Obdachlosenhilfe im Haneberghaus der Abtei St. Bonifaz. Die Heilsarmee und die Bahnhofsmission sind ebenso Anlaufstellen.
Frauen - mit und ohne Kinder - finden Obdach im "Karla 51", Männer im Haus des Katholischen Männerfürsorgevereins an der Pilgersheimer Straße. Dort gibt es auch eine Arztpraxis.
Der Verein Ärzte der Welt berät auch Menschen ohne Krankenversicherung bei "open.med" München.
Die Schwestern und Brüder vom Hl. Benedikt Labre sind mit dem Teebus unterwegs - und andere Kirchengemeinden und Klöster verteilen auch Essen und Kleider.
Wo finden Wohnungslose in Nürnberg Hilfe?
In Nürnberg können sich Obdachlose nicht nur von der Fachstelle für Wohnungsfragen und Obdachlosigkeit der Stadt beraten lassen, sondern auch von der Stadtmission, dem BRK, der Caritas und dem sozialpädagogischen Fachdienst des Amts für Existenzsicherung und soziale Integration. Auch die Heilsarmee berät in zwei Stellen, je einer speziell für Frauen und Männer. Für Frauen bietet sie außerdem das "Frauenzimmer", einen Tagestreff. Die Caritas betreibt auch die Straßenambulanz "Franz von Assisi". Bei diesen Stellen gibt es teilweise auch Essen und medizinische Versorgung.
Übernachten können Wohnungslose in der mittelfränkischen Stadt auch im Haus Großweidenmühlstraße oder im Domus Misericordiae, bei der Heilsarmee oder in der "Hängematte", einer Notschlafstelle für Suchtkranke. Auch das "Sleep in" hält Betten bereit.
Verpflegung finden Betroffene in der Wärmestube der Stadtmission und der Caritas, aber auch in der "Oase" der Heilsarmee. Die Stadt hält aber auch eine Sammlung der Angebote bereit.
Einrichtungen in Regensburg für Obdachlose
Für Wohnungs- und Obdachlose, die sich in Regensburg aufhalten, gibt es eine städtische Obdachlosenunterkunft und das kommunale Kälteschutzhaus.
Außerdem gibt es Notwohnungen, die der Stadt zufolge allerdings per Bescheid zugewiesen werden und kein "freiwilliges" Angebot sind. Im Sommer 2019 soll demnach auch der "Kreuzhof" fertig werden, ein barrierefreies Angebot für Obdachlose.
Der "Strohhalm" in Regensburg, betrieben von einem Verein, ist eine Begegnungsstätte für Obdachlose und Hilfebedürftige. Die Caritas in der oberpfälzischen Stadt gibt zum Beispiel Berechtigungsscheine aus für eine Notstandsküche. Für Drogensüchtige - die oft auch obdachlos sind - betreibt der Verein DrugStop den "Akut-Laden". Dort gibt es neuerdings auch eine Straßenambulanz, die der Verein Raphael ins Leben rief.
Regeln in Unterkünften, die abschrecken
In vielen Einrichtungen gelten allerdings klare Regeln. Diese schrecken immer wieder Obdachlose ab - die zudem bisweilen nicht gerne Wohnraum teilen. Ängste vor Gewalt in den Unterkünften tun das ihrige, auch wenn Helfer versuchen, Gerüchte zu entkräften.