Dicht aneinander reihen sich die Fachwerkhäuser an der Regnitz in Bamberg. Die teils schiefen Gebäude mit Holzbalkonen sind neben dem Alten Rathaus wohl eine der häufigsten Fotomotive in der Welterbe-Stadt. Das Ehepaar Schwenzer lebt seit 40 Jahren in einem der denkmalgeschützten Häuser im sogenannten "Kleinvenedig". Das Ehepaar hat damals das Haus gekauft und es unter Aufsicht der Denkmalschutzbehörde saniert. "So ein altes Haus lebt. Es lebt seit 500 Jahren und es soll noch lange weiterleben", so der Hauseigentümer Leo Schwenzer, der Mitglied in der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg ist und in der Bamberger Altstadt wohnt.
Sie umfasst die drei historischen Stadtbezirke in Bamberg: Berg-, Insel- und Gärtnerstadt. Alle drei gehören zum Welterbe und repräsentieren in einzigartiger Weise die auf frühmittelalterlichen Grundstrukturen aufbauende mitteleuropäische Stadt, so Simona von Eyb, Leiterin des Zentrums Welterbe in Bamberg. 1993 hat Bamberg die Auszeichnung der Unesco erhalten. An diesem Jahr wird die Welterbe-Stadt somit ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. Unter anderem will der Direktor des Unesco-Welterbezentrums in Paris eine Video-Botschaft nach Bamberg senden.
Bamberg ist ein städtebauliches Gesamtkunstwerk
Fast 1000 Jahre lang war Bamberg das Zentrum kaiserlicher und erzbischöflicher Macht. Die Stadt ist ein einzigartiges und sehr gut erhaltenes städtebauliches Gesamtkunstwerk – eine Synthese der Architektur aus Hochmittelalter und Barock. Seit dem 11. Jahrhundert übte Bamberg großen Einfluss auf die Stadtentwicklung in Mitteleuropa aus.
Bamberg habe als Welterbe-Stadt aber nicht nur eine besondere Bedeutung für die lokale Bevölkerung – für Franken oder Bayern beispielsweise – sondern für die gesamte Menschheit, so von Eyb. Das Welterbe sei etwas Besonderes. Das Wertvollste, was die Menschheit habe. Es sei die konstante Erinnerung an unsere Existenz auf der Erde und das, was uns Menschen zu Menschen mache. Als Welterbe-Stadt steht Bamberg auf Augenhöhe mit der Altstadt von Florenz, mit der Chinesischen Mauer und anderen bedeutenden Orten. Bayern ist neben der Altstadt von Bamberg derzeit mit neun weiteren Stätten auf der Unesco-Liste des Welterbes vertreten, unter anderem gehört das Opernhaus in Bayreuth, die Altstadt in Regensburg und die Residenz in Würzburg dazu.
Besucherzahlen haben sich fast verdreifacht
Vor allem wegen der Auszeichnung der Unesco haben in den vergangenen Jahren viele Touristen die Schönheit Bambergs entdeckt. Besucher aus dem Umland, aber auch aus der ganzen Welt bummeln durch die mittelalterlichen und barocken Gassen. Von 1993 bis 2019 haben sich laut dem Bamberger Tourismus Service die Übernachtungszahlen fast verdreifacht. Während 1993 rund 250.000 Menschen pro Jahr in der Welterbe-Stadt übernachtet haben, seien es 2019 mehr als 700.000 Touristen gewesen. Die Besucher lassen in der Welterbe-Stadt Geld. Allein der Verkauf von Souvenirs, Büchern und Tickets vor Ort in der Tourist Information brachten 2022 einen Umsatz von rund 280.000 Euro.
Für Bewohner der Altstadt sind Touristenmassen ein Problem
Für die Bewohner der Altstadt seien die Touristenmassen inzwischen zum Problem geworden, findet Familie Schwenzer. Unter den Einwohner der Altstadt werde immer wieder vom sogenannten Overtourismus gesprochen. Vor allem der Verkehr sei in den engen Gassen zu viel, so die Schwenzers. Außer dem Haus in Kleinvenedig hat die Familie Ende der 90er Jahre auch das älteste Wohnhaus unterhalb des Dombergs saniert und vor dem Verfall gerettet. Doch das Haus von 1188 leide extrem durch Autos und Lastwagen, die sehr nah an dem alten Haus vorbeifahren, so Leo Schwenzer. Er findet, die Welterbe-Auszeichnung habe den Menschen, die in Bamberg leben, nicht so viel gebracht. Die Touristen bringen Einnahmen für Hotels und Läden. Aber es seien inzwischen zu viele Menschen, Autos und Busse in der Altstadt. Damit sich die Einwohner wohlfühlen und nicht überrannt werden, müsse der Tagestourismus besser gesteuert werden, so Leo Schwenzer.
Mit neuen Konzepten Besucherzahlen steuern
Einerseits seien die Begegnungen und das Reisen für Menschen enorm wichtig, so die neue Leiterin des Welterbezentrums Simona von Eyb. Auf der anderen Seite sei der Tourismus für viele Welterbestätten ein Problem. Von Eyb will mit neuen Konzepten die Besucherzahlen und die Qualität des Tourismus besser steuern: Zum Beispiel mit innovativen Projekten, durch welche die Gefühle der Bevölkerung zum Thema Tourismus besser aufgefangen werden, so von Eyb.
Die Schwenzers hoffen, dass mit dem Welterbe noch vorsichtiger umgegangen wird. Wie viele Besucher Bamberg in Zukunft vertragen kann, damit wird sich die Stadt in den kommenden Jahren beschäftigen müssen. Damit die Bewohner weiterhin gerne mitten in der Altstadt leben und das Welterbe erhalten bleibt.
- Zum Artikel: Unesco zeichnet Behaim-Globus als Weltdokumentenerbe aus
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