Pius Kirner bewirtschaftet mehrere Fischteiche bei Mindelheim
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Streit ums Wasser

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Streit in Mindelheim: Wenn das Wasser nicht mehr für alle reicht

Wasserkraftbetreiber oder Fischzüchter - wer hat Vorrang, wenn das Wasser in Trockenphasen nicht mehr für alle reicht? In Mindelheim ringen Beteiligte und Ämter um eine Lösung für ein Problem, das sich in Zukunft noch verschärfen dürfte.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Pius Kirner bewirtschaftet mehrere Karpfenteiche bei Mindelheim. Doch das Wasser wird immer weniger, sagt er, derzeit fehle mehr als ein halber Meter. "Wenn kein Wasser da ist, haben die Fische weniger Nahrung, sie wachsen schlechter", sagt er. Das könne bis zum Tod der Fische führen. Die Wasserknappheit sei damit "nicht nur ein ökonomischer Schaden, sondern auch ökologisch eine Katastrophe".

Forellen brauchen kühles Wasser

Die Ursprünge von Kirners Teichanlagen an der Westernach reichten bis ins 15. Jahrhundert zurück. Sein Sohn Leopold würde sie gerne einmal übernehmen. Doch wie sind die Zukunftsaussichten? In seinen Forellenteichen sei der Wassermangel ebenfalls schon deutlich spürbar. Auch Thomas Lechner vom Fischereiverband macht sich Sorgen. Die Bachforelle als "anspruchsvolle Fischart" brauche "kühle, sauerstoffreiche Gewässer". Mit langanhaltenden Trocken- und Hitzephasen bekomme diese Fischart ein massives Problem, "was natürlich auch die Fischzucht betrifft".

Doch nicht nur der Klimawandel und Wassertemperaturen teils über 20 Grad seien für seinen Betrieb ein Problem, sagt Pius Kirner. Das Wasser der Westernach wird an einer kleinen Wehr-Anlage geteilt. Die Hälfte fließt in Kirners Teiche, die andere Hälfte in die Mindel, wo es mehrere kleine Wasserkraftwerke antreibt. Doch mit den seit Jahren sinkenden Wasserständen funktioniere die Teilung nicht mehr, sagt Kirner: "Wir haben hier unterschiedliche Wassertiefen und wenn wir jetzt richtig Niedrigwasser kriegen, dann kommt hier viel zu wenig Wasser in meine Teiche."

"Aber trotzdem gibt es ein Tierschutzgesetz"

Das Landratsamt, das überwacht, dass das Wasser der Westernach zu gleichen Teilen aufgeteilt wird, widerspricht. Laut der Behörde wurde die gerechte Teilung des Wassers an der Wehr-Anlage geprüft, der Fall sei abgeschlossen. Doch was, wenn einmal so wenig Wasser kommt, dass es nicht mehr für beide, Wasserkraft und Fischzucht, ausreicht? Landrat Alex Eder will keinen grundsätzlich bevorzugen. Zwar habe die erneuerbare Energiegewinnung durch das EEG ein überragendes öffentliches Interesse und dadurch "einen gewissen Rückenwind" bekommen. "Aber trotzdem gibt es ein Tierschutzgesetz", so der Landrat von den Freien Wählern. Und: "Wir dürfen nicht einen Seitenkanal so trockenfallen lassen, dass die Fische verenden." Es müsse für jeden einzelnen Fall eine Kompromisslösung gefunden werden.

An der Mindel betreibt Kristian Kopp ein kleines Wasserkraftwerk – und profitiert damit auch von dem abgezweigten Wasser aus der Westernach. Doch er mahnt zur Beruhigung der Diskussion: "Wenn die Probleme mit dem Wassermangel in Zukunft größer werden, müssen sich alle einmal an einen Tisch setzen und überlegen, ob es praktikable Maßnahmen gibt, die dann für alle auch etwas bringen, natürlich auch in Anbetracht von Natur und Gewässerökologie." Eine einfache Lösung wird es nicht geben. Die Wasserteilung an der Westernach will das Landratsamt aber noch einmal überprüfen lassen.

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