Sie ist jung, eine Frau und trägt Kopftuch. Sie ist deutsch und konvertierte Muslima. Und sie ist in der SPD: Grit Nickel. Jetzt ist sie, als Mitglied des Vorstands der Erlanger Sozialdemokraten, Opfer einer Fake-Kampagne geworden.
In den sozialen Netzwerken kursierte in den vergangenen Tagen ein Plakat, das sie zeigt - als SPD-Kandidatin für die Landtagswahl am 14. Oktober. "Liste SPD - Platz 22" steht darauf, und: "für ein Bayern der Vielfalt". In der Erlanger SPD steht Nickel tatsächlich für Vielfalt, sagte der Vorsitzende des Kreisverbands Erlangen-Stadt, Dieter Rosner, zu BR24. Aber die AusländerInnenbeauftragte kandidiert nicht für die Landtagswahl.
Kopftuch passt ins Feindbild
Der Hidschab der Muslima passt ins Feindbild der Neuen Rechten. Deshalb tauchte das Plakat auf Twitter auf - bei Akif Pirinçci. Der deutsch-türkische Autor und Rechtspopulist wurde bereits wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Er hatte am 19. Oktober 2015 in Dresden in Deutschland lebende Muslime und muslimische Flüchtlinge pauschal verunglimpft und zum Hass aufgestachelt.
Der Ursprung des gefälschten Plakats ist eine Broschüre, die die SPD Erlangen für die Kommunalwahl 2014 erstellt hatte. Darin wurden alle Kandidatinnen für die damalige Wahl vorgestellt, auch Nickel. In die Fälschung aber wurden zusätzliche Logos eingebaut, die es so nicht gibt - und auch der Slogan "für ein Bayern der Vielfalt".
SPD: "Es ist eine Diskriminierung"
Der Ortsverband erstattete am Montag bei der Polizei Anzeige wegen einer Urheberrechtsverletzung und leitete den Fall an die Rechtsabteilung der Bundespartei weiter, wie Rosner sagte. Für ihn überschreitet dieser Fake aber nicht nur die Grenze des Urheberrechts.
"Es ist eine Diskriminierung. Grit Nickel passt nicht ins einfache Weltbild, das nur schwarz-weiß funktioniert und fragt: Wer gehört dazu, wer nicht. Sie ist nicht eindeutig, und deshalb soll plakativ Stimmung gemacht werden. Ich sehe das als islamfeindliche Intention." Dieter Rosner, Vorsitzende des Kreisverbands Erlangen-Stadt
Dagegen wolle seine SPD eintreten, auch wenn so eine Kampagne ihn zunächst einmal habe ohnmächtig fühlen lassen, so Rosner. Das Plakat werde kommentiert und über verschiedene soziale Medien und Nutzer verbreitet. Zum Beispiel auf Grundlage eines Artikels darüber im Internet-Medium MMnews, das von Kritikern als antisemitisch und verschwörungstheoretisch eingestuft wird. Accounts wie "Merkelmussweg" teilten wiederum diesen Artikel auf Twitter.