Ende Juni 2015 ging das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld nach 33 Betriebsjahren vom Netz. Nun erlebt das KKW eine Premiere. Zum ersten Mal lädt Kraftwerksbetreiber Preussen Elektra am Nachmittag zu einem Besuchertag.
Besuchertag im KKW Grafenrheinfeld: Blicke in die Nebelkammer und Strahlen-Messung
Von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr erläutert Kraftwerksleiter Bernd Kaiser im Informationszentrum den aktuellen Stand des Genehmigungsverfahrens und die derzeit laufenden Arbeiten im KKW. Besucher können sich über den Ablauf des Rückbaus informieren und mit Mitarbeitern des Kraftwerks ins Gespräch kommen. Wer möchte, kann mit Hilfe einer Nebelkammer Spuren natürlicher Radioaktivität sehen. Außerdem sind Besucher aufgefordert, Gegenstände aus ihrem Alltag mitzubringen, die dann von Strahlenschutz-Experten gemessen werden.
Bündnis gegen Atomkraft kritisiert Verharmlosung und fehlende Transparenz
Kritikern reicht dieser Besuchertag nicht. Das "Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft" fordert von Preussen Elektra deutlich mehr Transparenz. Bündnissprecherin Babs Günther meint dazu, das Unternehmen solle "endlich den Pfad der Verharmlosung verlassen". Günther ist der Ansicht, dass die so genannten Freimess-Grenzwerte nach Abbruch der Anlage zu niedrig seien und weiterhin eine Gefahr für den Menschen darstellen würden.
Bis 2030 sollen weithin sichtbare Kühltürme verschwunden sein
Was hat sich getan, seitdem das KKW 2015 abgeschaltet wurde? Sämtliche 193 Brennelemente wurden aus dem Reaktordruckbehälter entfernt und in das sogenannte Nasslager gebracht. Dort werden derzeit 597 Brennelemente unter Wasser gekühlt und gelagert. Bis Ende 2020 sollen alle Brennelemente im Nasslager in Castoren verpackt und dann im Atommüllzwischenlager unweit des Reaktorgebäudes untergebracht sein. Dagegen regt sich in der Gemeinde Grafenrheinfeld allerdings Widerstand.
Preussen Elektra will das Kernkraftwerk Stück für Stück zurückbauen. Bis 2030 sollen auch die beiden 143 Meter hohen Kühltürme verschwunden sein. Die komplette "Stilllegungs- und Abbaugenehmigung" erwartet Preussen Elektra allerdings erst 2018. Erst nach der Entlassung aus dem Atomgesetz könnte mit dem konventionellen Abriss begonnen werden.