Innenbereich des Münchner Hauptbahnhofs.
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Wohnungssuche in München: TikTokerin wohnt am Hauptbahnhof

Auf dem angespannten Wohnungsmarkt in München eine Wohnung zu finden, ist nicht leicht. Eine TikTokerin musste dabei eine besonders ungewöhnliche Erfahrung machen. Während ihrer Wohnungssuche war eine Woche lang der Hauptbahnhof ihr Zuhause.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine Wohnung in München zu finden ist schwierig, stressig – und vor allem teuer. Das hat jetzt auch eine TikTokerin, die sich Evil Suki nennt, auf ungewöhnliche Art und Weise erfahren müssen. Sie ist gerade auf Wohnungssuche in München. Dass erst einmal der Hauptbahnhof ihr Zuhause werden würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie teilte ihre Geschichte mit ihren Followern auf TikTok und erhielt viel Zuspruch, aber auch Unverständnis.

Von London nach München

Die TikTokerin Suki will eigentlich von London nach München ziehen. Doch erst einmal braucht sie eine Wohnung. Aktuell lebt sie aus ihrem Koffer. Das Schließfach am Hauptbahnhof, in dem sie ihn aktuell aufbewahrt, bezeichnet sie als ihre "Base". Da Angebote für Wohnungsbesichtigungen immer kurzfristig hereinkämen, müsse sie am Bahnhof wohnen. Ansonsten schaffe sie es zeitlich nicht, zu den Besichtigungen zu kommen, erzählt sie in ihrem Video auf TikTok. Mittlerweile hat es über drei Millionen Aufrufe. Auf eine Interview-Anfrage des BR reagierte Suki bis Montagnachmittag nicht.

Der Münchner Bahnhof als Zuflucht

Während ihrer Wohnungssuche geht die TikTokerin Suki nach eigenen Angaben auf der Bahnhofstoilette Zähneputzen und Duschen. Ihren Schlafplatz müsse sie sich jede Nacht neu suchen. "Manchmal gehe ich einfach bis zum nächsten Tag in den Club und mache die Nacht durch, suche mir im Club Freunde", erzählt sie im Video. Bei den neuen Bekanntschaften schlafe sie dann.

Zwei Euro die Nacht koste sie ihr Leben am Bahnhof. Ein Hotel wäre laut Suki mit 80 Euro pro Nacht deutlich teurer. Nach insgesamt acht Tagen kommt die TikTokerin bei ihrer Familie unter, die irgendwo in Bayern lebt – zumindest vorläufig. Eine Wohnung habe sie immer noch nicht gefunden. Damit geht ihre Suche weiter. Am Sonntag fragte sie ihre Follower auf TikTok bereits nach Tipps für Couch-Surfing. An den Münchner Hauptbahnhof will sie nicht mehr zurück – zumindest nicht als Wohnung auf Zeit.

Überwiegend positive Reaktionen

Die Reaktionen auf die verzweifelte Wohnungssuche der TikTokerin fallen überwiegend positiv aus. In den Kommentaren unter den Videos wünschen ihr viele Kommentatoren Glück bei der Wohnungssuche. "Man muss mal darüber nachdenken, wie heftig dieser Wohnungsmarkt ist, dass Leute sowas eingehen", schreibt die Userin jasminwls. Einige bieten ihr sogar einen Schlafplatz oder ihre Wohnung zur Nachmiete an.

Andere reagieren eher mit Unverständnis und fragen sich, warum sie sich nicht einfach in einem Hostel oder bei Freunden einquartiere. "Ein Bett im Schlafsaal im Hostel hätte doch aller aller höchstens 20 Euro gekostet", kommentiert die Userin Bea. An ein Hostel oder eine Jugendherberge habe sie nicht gedacht, antwortet die TikTokerin auf einen anderen Kommentar. In einem weiteren Video bedankt sich Suki bei allen, die ihr einen Schlafplatz angeboten haben.

Rückblickend auf ihre Zeit am Münchner Hauptbahnhof sagt sie auf TikTok: "Wie kann es sein, dass ich so viel Geld ausgebe, nur um eine Wohnung zu finden?" Damit beschreibt sie die Realität von vielen Wohnungssuchenden. Zu einer Besichtigung muss man meistens persönlich erscheinen. Wohnt man weit weg, kann das teuer werden. Zu den Fahrtkosten kommen in einigen Fällen noch Übernachtungskosten hinzu. Alleine für Wohnungsbesichtigungen muss man also bereits Geld investieren.

Einen ungewöhnlichen Fall wie diesen gibt es nicht zum ersten Mal: Der damals 25-jährige Eric Hoffmann lebte monatelang in Zügen, weil er keine bezahlbare Wohnung in München fand.

Wohnungsmarkt in München angespannt

Auch wenn die Situation der TikTokerin Suki einen Extremfall darstellt, ist der Wohnungsbedarf in München hoch. Der Wohnungsmarkt ist angespannt, auch im Jahr 2022 bewegen sich die Mieten auf einem hohen Niveau. Das geht aus dem Wohnmarktbarometer 2022 der Stadt München hervor, das auf einer Auswertung von Miet- und Kaufangeboten der Internetplattform Immobilienscout24 basiert.

Für Neubauwohnungen lag die Miete im Jahr 2022 durchschnittlich bei knapp unter 23 Euro pro Quadratmeter. Damit war der Preis um 4,1 Prozent höher als im Jahr 2020. Die teuersten Wohnungen liegen in der Altstadt und im Lehel, die günstigsten in Milbertshofen-Am Hart. Für Bestandswohnungen liegt der Mietpreis pro Quadratmeter etwas niedriger, bei etwa 19 Euro.

Nachfrage bei Wohnungen hoch

Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt in München seit Jahren das Angebot. Maßgeblich ist dabei der Trend zum Einpersonenhaushalt. Im Jahr 2021 wohnte laut einem Bericht zur Wohnungssituation in München in rund 55 Prozent aller Haushalte nur eine Person. Laut einer Auswertung der Suchanfragen des Portals ImmobilienScout24 kommen in München auf eine Zweizimmerwohnung mit 54 Quadratmetern 229 Bewerber pro Tag.

Jährlich ziehen durchschnittlich 100.000 Menschen nach München, bevorzugt in zentrale Lagen. Insbesondere Menschen im Alter von 25–40 Jahren zieht es in die bayerische Landeshauptstadt.

Auch in Bayern Trend zu steigenden Mieten

In Bayern zeigt sich ebenfalls der bundesweite Trend von steigenden Mieten. Im vierten Quartal des Jahres 2021 kostete der Quadratmeter einer Bestands-Mietwohnung durchschnittlich rund zehn Euro, in Neubauwohnungen waren es rund 12 Euro, so ein Bericht vom Wohnungsmarkt in Bayern von BayernLabo.

Im Audio: Mieten steigen - Kaufpreise fallen

Frau und Kind vor Haus
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Frau mit Sohn vor Haus

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