Die Kunsteisbahn am Königssee ist die älteste Bob- und Rodelbahn der Welt und ein Magnet für Sportler und Touristen. Auch deshalb hatten Politiker aus Bund und Freistaat für den Wiederaufbau der bei einem Unwetter Mitte Juli fast völlig zerstörten Sportstätte ihre Unterstützung zugesagt.
Finanzierung ist gesichert
Das Bayerische Bauministerium hat inzwischen schriftlich bestätigt, dass für den Wiederaufbau der Kunsteisbahn 53,5 Millionen Euro eingeplant sind. Das Geld für Bau und Planungen komme aus dem Aufbauhilfefonds. Vor der Abstimmung am Freitag (22.10.21) konnten Kreisräte ihre Bedenken bzw. ihre Zustimmung äußern. Es war von einer komplexen Sachlage die Rede, von Hochwasserschutz in der Fläche, die eher gebraucht würde, davon, dass Anlieger unterhalb der Bahn geschützt werden müssten, aber auch vom Image, das die Bahn hätte und von den Übernachtungszahlen, die sportliche Veranstaltungen bringen.
Geologisches Gutachten ist nötig
Der Kreistag hat schließlich mehrheitlich zugestimmt, dass eine Planung für die Kunsteisbahn Königssee bzw. ein Gutachten in Bezug auf Georisiken in Auftrag gegeben werden kann. Mit dem geologischen Gutachten soll sichergestellt werden, dass nicht nur die Bahn, sondern auch die Anlieger geschützt sind, sollte es erneut zu einem Unwetter mit Starkregen und erneuten Murenabgängen vom Grünstein kommen.
Wasserwirtschaftsamt Traunstein ist mit Schutz von Wohngebieten ausgelastet
Der Deutsche Bob- und Schlittenverband hatte bereits vorher einen Geologen mit einer ersten Einschätzung beauftragt. Dieser stellte fest, dass mit dem Bau eines etwa 13,5 Meter hohen Absperrdammes ein maximales Rückhaltebecken für 7.000 Kubikmeter Geröll und Erde geschaffen werden könnte. Bei dem Unwetter gab es jedoch ein Geschiebe von rund 10.000 Kubikmeter. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein hat bereits mitgeteilt, dass es keine Kapazitäten habe, um umfangreiche Schutzmaßnahmen zu planen und durchzuführen. Priorität hätten derzeit andere Maßnahmen vor allem in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten in Schönau am Königssee. Die Behörde habe jedoch fachliche Unterstützung zugesagt.
BN lehnt Wiederaufbau ab und will Bürgerentscheid
Unterdessen lehnt der Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land den geplanten Wiederaufbau der Bob- und Rodelbahn ab. Als Grund nennt die Vorsitzende Rita Poser in einer Presseerklärung die unberechenbaren geologischen Verhältnisse, das hohe Gefahrenpotential für Mensch und Umwelt und den enormen Energieverbrauch in Zeiten der Klimakrise. Bereits 2009 hätten Versicherungen das Risiko für eine Elementarschadenversicherung als zu hoch befunden, weil ein Gebirgsaufbau aus brüchigem Gestein unkalkulierbare Ereignisse erwarten lässt, heißt es in dem Schreiben des Bund Naturschutz. Inzwischen habe der Klimawandel neue Akzente für besondere Wetterereignisse gesetzt, so dass die Wahrscheinlichkeit von Murenabgängen deutlich zunehme. Darauf werde sich künftig auch keine Versicherung einlassen, glaubt der Verein. Der Bund Naturschutz will, dass die Bürger über den Wiederaufbau der Bahn abstimmen.
Kein Betrieb in den nächsten Jahren
In Unterlagen des Landkreises war allerdings nachzulesen, dass die Wiederaufnahme des Betriebs der Kunsteisbahn wegen der Klärung von Grundstücksfragen auch in der Saison 2022/2023 nicht möglich sei. Der Bob- und Schlittenverband strebt eine Teilöffnung an.
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