Mit Zollstock und Fotoapparat arbeiten sich Architektur-Studierende der Hochschule Augsburg durch die alte Stadtbücherei in Augsburg. In dem Gebäude aus den 50er-Jahren, das schon bald abgerissen werden soll, identifizieren sie Bauteile, die noch gut erhalten sind und deswegen vor der Abrissbirne geschützt werden sollen. Waschbecken, Fliesen, Türen und ganze Treppensegmente in der alten Stadtbücherei sind teilweise noch in sehr gutem Zustand. Die wertvollen Bauteile sollen über das Internet weiterverkauft und woanders wieder verbaut werden: "Zirkuläres Bauen" nennt sich das.
"Zirkuläres Bauen" soll Ressourcen schonen
Das Zirkuläre Bauen soll Energie sparen, die für die Herstellung und den Transport von Bauteilen normalerweise verbraucht werde, sagt Professor Mikala Holme Samsøe von der Hochschule Augsburg. Wie viel Energie verbraucht wird, macht eine Zahl des UN-Umweltprogramms aus dem Jahr 2020 deutlich. Demnach produziert der Bau- und Gebäudesektor 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Eingerechnet sind darin die Errichtung und der Betrieb von Gebäuden. Den weltweiten Energieverbrauch senken kann der Verkauf der Bauteile aus dem Augsburger Abrisshaus. Besonders viel Energie werde eingespart, wenn die gebrauchten Bauteile Käufer in der Region finden würden - ohne weite Transportwege.
Pilotprojekt in Augsburg: Vorbild für ganz Bayern?
Laut Professor Mikala Holme Samsøe von der Hochschule Augsburg sei es bei privaten Bauherren zwar schon länger üblich, auch gebrauchte Teile in einem Neubau zu verwenden. Eine große Behörde habe das in Bayern bislang allerdings nicht gemacht. Daher sei die Baustelle "alte Stadtbücherei", die ein Gebäude des Staatlichen Bauamtes Augsburg ist, ein Pilotprojekt, von dem sich die Behörde nicht nur Einnahmen, sondern vor allem auch eine Vorbildfunktion für ganz Bayern verspricht. “Im Freistaat Bayern gibt's sowas bisher nicht. Wir haben 25.000 Gebäude auf 5.000 Liegenschaften im Freistaat. Wenn man sieht, was das für ein Gebäudeschatz ist, dann ist das ein irre spannendes Projekt”, sagt Kathrin Fändrich vom Staatlichen Bauamt Augsburg.
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