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Dürre: Risse im Boden

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Ernteausfälle: Bund und Länder beraten über Entschädigungen

Seit Wochen warnt der Bauernverband davor, dass die Ernte deutlich niedriger ausfallen wird, so dass auch Existenzen auf dem Spiel stehen. Vertreter von Bund und Ländern treffen sich im Bundeslandwirtschaftsministerium zur Bestandsaufnahme.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

In Bayern ist das Gesamtbild nicht so dramatisch wie in anderen Bundesländern. Aber Entwarnung gibt der Bayerische Bauernverband nicht: Es gebe schon Regionen mit Problemen, vor allem in Franken. Hermann Greif, Bauer im Landkreis Forchheim und oberfränkischer Bezirkspräsident des Bauernverbandes, ist mit der Ernte bald durch. Sein Fazit: "Wir hatten ein sehr kaltes Frühjahr und dann drei Monate absolutes Biergartenwetter. Wir haben sehr große Trockenschäden, wir werden ca. 20 bis 40 Prozent weniger ernten heuer in unserer Gegend.“

Getreide taugt nur als Tierfutter

Greif geht davon aus, dass seine Einnahmen 20 bis 25 Prozent niedriger ausfallen als sonst. Heißt: 30.000 - 40.000 Euro weniger. Das Getreide auf den Feldern habe einfach eine schlechtere Qualität, kleinere Körner, die nur noch als Futter zu verwenden sind. Da fühle man sich als Landwirt nicht glücklich – das ganze Jahr säe, dünge und plage man sich. Und dann mache das Wetter nicht mit.

Futtermittel werden knapp

Das seit vielen Wochen sehr trockene und zunehmend heiße Wetter lässt auch die Sorgen bei den Tierhaltern wachsen – in vielen Gegenden verkümmert der Mais. Das stellt die Bauern vor allem im Norden und Osten Deutschlands schon jetzt vor Probleme beim Füttern. In Bayern wird das nach Einschätzung des Bauernverbandes erst im Winter schwierig werden, wenn der Silo-Mais verfüttert ist und dann ein Loch bei der Versorgung entsteht.

Ministerium wartet den Erntebericht ab

Die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern verfolgen die Entwicklung mit Sorge. Das Treffen am Mittag in Berlin soll eine erste Bestandsaufnahme bringen. Noch keine Entscheidungen, betont die Pressesprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Michaela Bürgelt. Erst müsse man das Ende der Ernten abwarten. "Erst dann, und vor allem nach dem Erntebericht Ende August, sind wir aussagefähig." Wobei Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schon angekündigt hat, dass der Bund Hilfe leisten kann – ausnahmsweise, wie sie betont, denn eigentlich sind die Länder zuständig.

Bauernverband mit alter Forderung: Risikoausgleichsrücklage

Der Bauernverband macht sich wieder für die Idee einer Risikoausgleichsrücklage stark. Diese Rücklage soll für Schäden durch Dürre aufgebaut werden, nach dem Vorbild der Absicherung gegen Hagel, sagt Joachim Rukwied, Bauernverbandspräsident: "Der Landwirt kann in guten Jahren eine Rücklage bilden, muss nicht den kompletten Gewinn versteuern. Diese löst er dann in schlechten Jahren auf und kann somit seine Liquidität besser steuern.“ Ein Modell also, das steuerlich vom Staat gefördert wird.

Skepsis im Ministerium

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hatte im Frühjahr eine parlamentarische Anfrage der FDP zu genau diesem Thema abschlägig beantwortet. Ein Forschungsprojekt habe ergeben, dass so eine Rücklage die Landwirte nicht wie erwünscht entlasten würde. Das Ministerium verfolgt nach eigener Aussage eine marktorientierte Landwirtschaft und beim Risikomanagement seien doch erst einmal privatwirtschaftliche Lösungsansätze gefordert.

Alternative Anbaumethoden und Pflanzensorten

Das Bundesumweltministerium hatte zuletzt noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die Landwirte zunehmend auf solche Trockenperioden wie aktuell einstellen müssen. Dabei gibt es laut Ministeriumssprecher Stephan Haufe verschiedene Ansätze: Der Bund unterstützt demnach Vorhaben für das Züchten von Sorten, die länger mit Trockenheit gut umgehen können. "Wir forschen aber auch hinsichtlich bessere Kühlsysteme für die längere Lagerung.“ Und es gebe auch Projekte, die sich mit anderen Anbaumethoden beschäftigen.

Von Birgit Schmeitzner