Bildrechte: dpa/pa/XAMAX

Wahlplakate

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Tag der Wahl, Zeit für die Farbenspiele

Fast vier Jahre Große Koalition gehen zu Ende. Wie geht es weiter? Optionen dürfte es nach dem heutigen Wahltag einige geben, aber nur wenige erscheinen realistisch. Von Florian Haas

An der Union führt bei der Koalitionsbildung wohl kein Weg vorbei. Ihr Wahlsieg gilt als sicher – auch wenn sie in den jüngsten Umfragen schwächelte und ihr starkes Ergebnis von 2013 (41,5 Prozent) vermutlich klar verfehlen wird. Der Stern von Kanzlerin Merkel (CDU) strahlt trotz Amtsbonus nicht mehr so hell wie vor vier Jahren, darin sind sich alle Demoskopen einig. Und deshalb reicht es wohl auch nicht für Schwarz-Gelb – auch wenn die FDP locker ins Parlament zurückkehren dürfte.

Jamaika ist schwierig, mit der AfD will keiner 

Also wieder Große Koalition? Viele Bundesbürger fänden das gar nicht so schlecht. Im Schnitt ist jeder zweite Deutsche mit Schwarz-Rot zufrieden - ein ganz ordentlicher Wert für eine Regierung, historisch betrachtet. Anhänger der Union sind sogar regelrecht begeistert: neun von zehn Befragten bewerten die Arbeit der Noch-Bundesregierung positiv. Eher negativ dagegen die Bilanz der SPD-Anhänger. Auch deshalb ist es fraglich, ob die SPD nochmal Junior-Partner werden will, inklusive vieler Kompromisse und möglichem Profilverlust. Als vermutlich zweitstärkste Partei hat sie außer der Oppositionsbank keine Alternativen. Eine Regierung mit den Grünen ist allen jüngsten Zahlen zufolge unmöglich. Und selbst eine Dreier-Koalition mit der Linken geht laut allen Umfragen nicht zusammen.

Für eine Ampel mit FDP und Grünen würde es wohl auch nicht reichen, abgesehen davon will die auch keiner der Drei. Mit der AfD, die das Rennen um Platz drei machen könnte, möchte keiner regieren. Bliebe noch Jamaika, also Schwarz-Gelb-Grün.  

Allerdings: Jamaika ist auf Landesebene - im Saarland - schon einmal gescheitert. Und in der Steuer-, der Umwelt- oder der Europapolitik sind die Parteien weit auseinander. Noch stärkere Differenzen gibt es zwischen Union, FDP und Linkspartei. Diese Koalition wäre wohl rechnerisch möglich, aber natürlich absolut unvorstellbar. Wobei: Vorstellen kann man sich das ja - und dabei schmunzeln. Roberto Heinrich vom ARD-Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap hält jedenfalls  fest. "Es gibt in den jüngsten Umfragen kein Koalitionsmodell, das eine Mehrheit der Bürger favorisiert."

Parteien können sich Zeit lassen

 Die Koalitionsbildung wird also sehr wahrscheinlich zäh werden. Im Wissen darauf und aus Rücksicht auf Landtagswahl in Niedersachsen im Oktober haben die Parteien vorab keine Koalition ausgeschlossen (ausgenommen eben eine mit der AfD), aber auch keine klaren Koalitionsaussagen getätigt. Eine Frist zur Koalitionsbildung gibt es übrigens nicht - die alte Regierung bleibt solange geschäftsführend im Amt, bis eine neue steht. Zur Not könnte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch eine Minderheitsregierung beauftragen. Neuwahlen sind also eher unwahrscheinlich, aber auch nicht ausgeschlossen.