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30 Jahre HIV und Aids

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Aids-Konferenz in Amsterdam: Über 15.000 Teilnehmer erwartet

"Grenzen einreißen, Brücken bauen" wollen Teilnehmer aus aller Welt bei der 22. Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam. Viele sind schon angereist, um an zahlreichen Veranstaltungen im Vorfeld teilzunehmen. Von Jeanne Turczynski

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Welt-Aids-Konferenzen sind immer eine bunte Mischung. So auch das diesjährige 22. Treffen in Amsterdam, zu dem mehr als 15.000 Teilnehmer erwartet werden. Hier kommen Aktivisten, Betroffene, Politiker und Forscher zusammen.

Der einzige HIV-Patient, der jemals geheilt wurde

Viele reisen bereits am Wochenende zuvor an, um die anstehenden Themen zu vertiefen – unter ihnen dieses Jahr auch Timothy Brown, der legendäre sogenannte Berliner Patient. Er gilt einziger HIV-Infizierter, der jemals geheilt wurde. Behandelt wurde er mit einer Stammzelltherapie 2007 in Berlin, wo er damals lebte. Er versichert:

"Es geht mit gut, danke. Ich bekomme nicht mal Erkältungen, manchmal Allergien." Timothy Brown, ehemaliger Aids-Patient 

Erinnerung an abgeschossenes Flugzeug im Jahr 2014

In diesem Jahr allerdings wird die Konferenz auch geprägt von Erinnerungen an die dramatischen Ereignisse vor vier Jahren. Am 17. Juli 2014 wurde Flug MH17 über der Ukraine abgeschossen. Mit an Bord: sechs Forscher, die von Amsterdam auf dem Weg zur Welt-Aids-Konferenz nach Melbourne wollten. Unter ihnen befand sich der Niederländer Joep Lange. Melbourne stand unter Schock. Francoise Barré-Sinoussi, ehemalige Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, sagte damals bei der Eröffnung der Konferenz in Melbourne:

"In der nächsten Minute soll unser Schweigen stehen für unsere Trauer und unsere Solidarität." Francoise Barré-Sinoussi, ehemalige Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft

Auch die australische Aids-Forscherin Sharon Lewin erinnert sich in Amsterdam nachdenklich an die Ereignisse. Allerdings, sagt sie, sei Joep Langes Arbeit nicht umsonst gewesen.

"Einerseits sind es traurige Erinnerungen. Aber kurz nach Joeps Tod wurde ein Institut mit seinem Namen gegründet. Bis heute machen die eine fantastische Arbeit." Sharon Lewin, australische Aids-Forscherin

Aids-Forschung: Zeit der ganz großen Schritte vorbei

Und so wird sich diese Konferenz neben dem Gedenken an den prominenten Forscher auch den aktuellen Themen zuwenden.

Die Zeiten der ganz großen Schritte in der Aids-Forschung sind zunächst vorbei. Im Jahr 1996 etwa wurden die ersten nebenwirkungsärmeren Medikamente auf der Konferenz im kanadischen Vancouver vorgestellt. Ein Segen war das für die Infizierten.

Aidshilfe: Im Kampf gegen HIV nicht nachlassen

Im Jahr 2000 im südafrikanischen Durban stellte sich der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela lautstark gegen die kruden Thesen seines Nachfolgers Thabo Mbeki, wonach Aids nichts mit einem Virus zu tun habe. Heute geht es darum, im Kampf gegen HIV nicht nachzulassen, sagt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe.

Es gibt einen großen Gemeinschaftsgeist mit der Frage: Was können wir tun, um gegen HIV noch erfolgreicher zu sein. Holger Wicht, Deutsche Aidshilfe

Weltweit 37 Millionen Menschen mit Aids infiziert

Das Motto: Grenzen einreißen, Brücken bauen. Immer noch sind weltweit etwa 37 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Nach Angaben von UNAIDS, ein HIV/AIDS-Programm der Vereinten Nationen, haben nur zwei Drittel Zugang zu HIV-Medikamenten.

Um allerdings die Krankheit tatsächlich einzudämmen, müssten 90 Prozent mit Medikamenten behandelt werden. Besonders dramatisch ist die Situation in Osteuropa, vor allem in Russland. Dort sind inzwischen schätzungsweise eine Million Menschen infiziert – und stündlich kommen zehn hinzu. 

Deutsche Aidshilfe: Hoffen sehr, dass von der Konferenz ein Signal ausgeht

"Es gibt sehr starke Infektionszahlen in Osteuropa. Ich hoffe sehr, dass von der Konferenz ein Signal ausgeht, dass die erfolgreichen Methoden auch überall angewendet werden", sagt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe.

Ein Ziel der Konferenz ist es, die Menschenrechte für alle Risikogruppen einzufordern – und zwar weltweit. Dazu gehört auch, dass Regierungen ihre finanziellen Versprechen einhalten, um Therapien und Präventionsmaßnahmen zu unterstützen. Auch im vergangenen Jahr, so der Hinweis von UNAIDS, seien nicht alle zugesagten Mittel geflossen.