Seit über einem Monat führt die russische Regierung Krieg gegen die Ukraine. Die russische Führung behauptet, dass es sich um eine “gezielte Militäroperation” gegen “Faschisten” handele. Die Bilder, die seit Wochen in der Ukraine entstehen, zeigen hingegen die Realität.
Das russische Militär zerstört Schulen, Wohngebäude sowie Gesundheitseinrichtungen und tötet Zivilisten. Uns erreichen häufig nur die Bilder der Verwüstung. Der #Faktenfuchs, die Verifikations-Einheit des Bayerischen Rundfunks, hat sich auf die Suche gemacht Bilder zu finden, die diese Orte vor ihrer Zerstörung zeigen.
Charkiw: Zahlreiche Opfer bei Angriffen auf zivile Einrichtungen
Eine Stadt, die bisher besonders stark von Raketenangriffen betroffen ist, ist Charkiw im Nordosten der Ukraine, die zweitgrößte Stadt des Landes nach Kiew. Dort wurde zum Beispiel die Charkiwer Schule Nr. 134 vollkommen zerstört.
Einige Bilder zeigen auch Leichen, die auf dem Schulgelände liegen. Eine genaue Opferzahl ist nicht bekannt. Laut Medienberichten, die sich auf Informationen der ukrainischen Regierung beziehen, habe es bei den Angriffen auf Wohnviertel in Charkiw zu dieser Zeit zahlreiche Opfer gegeben.
Auch in der Innenstadt von Charkiw wurden Häuser bei Bombenangriffen und Straßenkämpfen zerstört, wie hier in der Nähe des Platzes der Verfassung. Das Bild, dass das Gebäude nach dem Angriff zeigt, wurde am 2. März 2022 aufgenommen.
Russische Bomben zerstörten in Charkiw auch mehrere Gebäude von Universitäten, darunter die Ökonomische Fakultät der Karazin Kharkiv National University.
Auch ein Gebäude der Nationalen Akademie für öffentliche Verwaltung in Charkiw wurde am 18. März 2022 durch russische Luftangriffe zerstört.
Mariupol: Bilder zeigen zerstörtes Theater und Rehazentrum für Kinder
Besonders bekannt ist wohl die Bombardierung des Mariupol Drama Theaters am 16. März 2022. Das Gebäude diente als Zufluchtsort für hunderte Zivilisten, das Wort "Kinder" war auf russisch zu beiden Seiten des Theaters auf den Boden geschrieben.
Die erste Aufnahme stammt vom 14. März, also zwei Tage vor dem Angriff. Die zweite Aufnahme, die den Schaden am Theater belegt, wurde am 29. März 2022 von einem Satelliten von Maxar Technologies aufgenommen.
Zunächst befürchteten die Behörden hunderte Tote. Wenige Tage später hieß es, bei dem Angriff seien keine Menschen gestorben. Das Gebäude habe dem Einschlag standgehalten und das Leben der Menschen geschützt, die sich im Luftschutzkeller versteckt hielten, schrieb die ukrainische Ombudsfrau Ludmyla Denisowa bei Telegram.
Zerstörtes Rehazentrum für Kinder und Jugendliche in Mariupol
Ein Video, das sich über Telegram und Twitter verbreitet hat, zeigt ein zerstörtes Rehazentrum für Kinder und Jugendliche in Mariupol. Bei Angriffen im März wurden die laut der Stadtverwaltung von Mariupol im Herbst 2021 renovierten Gebäude zerstört. Wann genau der Angriff stattfand und ob dabei Menschen gestorben sind, ist nicht bekannt. Laut der Stadtverwaltung wurde die Renovierung von der Europäischen Investitionsbank gefördert.
Das Gebäude befindet sich im Stadtteil Livoberezhnyi im Osten von Mariupol. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass hatte am 11. März noch behauptet, dass sich in diesem Stadtteil die ukrainischen Nationalisten aufhalten würden. Solche Behauptungen stellt Russland immer wieder auf: Die angeblichen ukrainischen Nationalisten dienen der russischen Führung als Vorwand für ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Kiew: Die ukrainische Hauptstadt unter Beschuss
Auch die ukrainische Hauptstadt Kiew ist seit Wochen Ziel von russischen Luftangriffen. In der Nacht zum 21. März zerstörten russische Raketen das Einkaufszentrum Retroville im Nordwesten von Kiew vollkommen; es war erst Ende Mai 2020 eröffnet worden. Mindestens sechs Menschen kamen dabei laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP ums Leben. Die Explosion pulverisierte Autos auf dem Parkplatz und hinterließ einen Krater mit mehreren Metern Durchmesser.
Die unmittelbare Umgebung der Kiewer U-Bahn-Station Lukianivska wurde ebenfalls bei einem russischen Raketenangriff getroffen. Die Aufnahme von Google Streetview stammt aus dem Jahr 2015, das Foto der Zerstörung entstand am 17. März 2022.
Irpin: Vorort von Kiew ist ein Schauplatz des Krieges
Besonders stark umkämpft sind manche Vororte von Kiew, wie zum Beispiel Irpin. Die Fotos zeigen eine der großen Straßen, die von Nord nach Süd durch Irpin führt. Die orangefarbene Halle ist ein Einkaufszentrum, die erste Aufnahme stammt aus dem Mai 2020.
Im Zuge der russischen Angriffe wurde sie zerstört. Ukrainische Truppen haben die Straße verbarrikadiert. Das zweite Foto wurde am 12. März 2022 aufgenommen.
Satellitenfotos zeigen, dass das Stadtzentrum von Irpin nahe der Stadtverwaltung bombardiert wurde. Bei dem größeren Gebäude mit blauem Dach handelt es sich um eine Schule.
Tschernihiw: Sportstätte und Schule angegriffen
Russische Truppen belagern die Stadt Tschernihiw nördlich von Kiew und nahe der belarussischen und russischen Grenze. In den letzten Tagen kam es laut ukrainischen Angaben zu Angriffen auf einen Hilfskonvoi mit mehreren Todesopfern.
Am Freitag, den 1. April, gab der Gouverneur von Tschernihiw bekannt, dass sich die russischen Truppen aus der Region zurückziehen würden. Es seien allerdings immer noch einige russische Soldaten vor Ort. Russland hatte am Dienstag angekündigt, die Angriffe in den Regionen Tschernihiw und Kiew zu verringern.
Bei Bombenangriffen auf die Stadt wurde unter anderem das olympische Trainingscenter von Tschernihiw beschädigt. Satellitenbilder zeigen große Krater auf dem Sportplatz und in der Tribüne.
Auch in Tschernihiw wurden Schulen bombardiert, wie hier die Sekundarschule Nr. 18. Die Bilder der Schäden wurden am 4. März 2022 aufgenommen. Bei den Angriffen auf Wohngebiete von Tschernihiw am 3. März starben laut ukrainischen Behörden 47 Menschen.
Mykolaiv: Verwaltungsgebäude von Raketen zerstört
Das Gebäude der Regionalverwaltung im südukrainischen Mykolaiv wurde am 29. März 2022 von russischen Raketen getroffen. Mykolaiv ist eine wichtige Hafenstadt zwischen Odessa und der Krim-Halbinsel.
Seit Wochen wird die Stadt stark bombardiert. Vitaly Kim, Gouverneur des Verwaltungsbezirks Mykolaiv, sagte, die meisten Menschen im Gebäude der Regionalverwaltung seien nicht verletzt worden, aber mehrere Zivilisten und Soldaten würden vermisst.
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