Es gibt Hoffnung – doch die Länder müssen sich noch mehr anstrengen: So in etwa lässt sich die Botschaft der Internationalen Energieagentur (IEA) zusammenfassen. In einem aktualisierten Bericht heißt es, die weltweiten Klimaziele seien weiter in Reichweite. Denn bei der Solarenergie wie auch der Elektromobilität gebe es einen starken Anstieg. Der Weg zum 1,5-Grad-Ziel "hat sich in den letzten zwei Jahren verengt, aber saubere Energietechnologien halten ihn offen", sagte IEA-Chef Fatih Birol. Allerdings müssten alle Länder ihre Bemühungen erheblich beschleunigen, um die Netto-Null bei den Treibhausgas-Emissionen zu erreichen.
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Die IEA rief die reicheren Länder dazu auf, das Ziel auf 2045 vorzuziehen. China solle das Ziel auf 2050 vorziehen. Damit wäre die Marke für die meisten Industrieländer um fünf Jahre nach vorne versetzt, für China um zehn Jahre. Die Welt habe bereits zu lange gezögert, "um harte Entscheidungen zu vermeiden", erklärte die IEA.
Energieagentur: Sektor verändert sich schnell
Der Energieagentur zufolge erbringen saubere Energietechnologien zusammengenommen voraussichtlich ein Drittel der bis 2030 erforderlichen Emissionsreduzierungen. Der Energiesektor "verändert sich schneller als viele Menschen glauben", so die IEA. Es bleibe aber viel zu tun und die Zeit dränge.
Die Veröffentlichung des IEA-Berichts erfolgt einige Wochen vor der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember in Dubai (COP28). Es handelt sich um eine aktualisierte Version des Fahrplans der Agentur zur CO2-Neutralität. Darin forderte die IEA die Welt im Jahr 2021 dazu auf, sofort auf neue Öl-, Gas- und Kohleprojekte zu verzichten.
"Massiv" ausbauen: Was die Autoren des Berichts fordern
Zwei Jahre später sieht die IEA zwar Fortschritte im Ausbau der Erneuerbaren. Aber sie warnt vor den negativen Auswirkungen gestiegener Investitionen in fossile Brennstoffe und vor "hartnäckig hohen Emissionen" im selben Zeitraum. Die Autoren des Berichts fordern einen "massiven, von der Politik angetriebenen Ausbau der Kapazität von Erneuerbaren Energien", um die Nachfrage an fossilen Brennstoffen bis 2030 um 25 Prozent zu senken. Auch wird gewarnt, dass die Welt bei einer Weiternutzung der bisherigen Öl- und Gasfelder sowie Kohlekraftwerke bis zum Ende deren Lebensdauer wesentlich über das CO2-Budget hinausschießen würde, das ihr bei Einhaltung des 1,5-Ziels zur Verfügung stünde.
UN warnten: Welt nicht auf dem richtigen Weg
Das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, möglichst aber auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Sie steuert aber nach UN-Angaben mit der aktuellen Politik eher auf plus 2,8 Grad zum Ende des Jahrhunderts zu. Das Klima hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um fast 1,2 Grad Celsius erwärmt, was die Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen, Dürren und Stürmen erhöhte.
In einer kürzlich veröffentlichten Bilanz warnten die UN, dass die Welt nicht auf dem richtigen Weg sei, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Demnach sei der Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen notwendig, deren Emissionen nicht aufgefangen oder kompensiert werden können, um bis 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen.
IEA: Nicht auf wenig erprobte Technologien verlassen
Die IEA stellte sich nun hinter die Kritiker von Technologien zum Auffangen von Kohlendioxid-Emissionen. Eine Verzögerung der Klimaschutzmaßnahmen würde die Welt dazu zwingen, sich auf die "teuren und nicht im großen Maßstab erprobten" Technologien zu verlassen, hieß es. Wenn diese Technologien dann aber nicht im erforderlichen Umfang funktionierten, wäre die Rückkehr zu einer Erderwärmung von 1,5 Grad "nicht möglich".
Die Zukunft von fossilen Energien dürfte bei der Weltklimakonferenz in Dubai für harte Diskussionen sorgen. "Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe geht zu Ende", sagte Laurence Tubiana, Geschäftsführerin der European Climate Foundation und eine der Architektinnen des Pariser Klimaabkommens. "In Dubai wird die COP-Präsidentschaft zeigen müssen, wie eine Führung nach dem Ende der fossilen Brennstoffe aussieht." Der Leiter der diesjährigen COP ist umstritten: Sultan Ahmed al-Dschaber ist auch Chef der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (ADNOC).
Mit Informationen von AFP
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