Ernährungsreport: Die Deutschen essen weniger Fleisch
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Auch der Sauerbraten kommt seltener auf den Tisch (Symbolbild)

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Ernährungsreport: Die Deutschen essen weniger Fleisch

Rund 1.000 Bundesbürger ab 14 Jahren wurden für den Ernährungsreport befragt. Die Daten sind wichtig für politische Entscheidungen und für die Ernährungswirtschaft. Das Ergebnis: Deutsche wollen mehr Tierwohl, Regionalität und essen weniger Fleisch.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wie ernähren sich die Menschen in Deutschland, und welche Erwartungen haben sie an die Lebensmittelbranche und die Landwirtschaft? Antworten liefert der aktuelle Ernährungsreport, den der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir (Grüne), heute in Berlin vorgestellt hat.

Weniger Fleisch, mehr Fleischersatzprodukte

Für diesen Report hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa wie in den Vorjahren rund 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 14 Jahren zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten befragt. Ein Ergebnis: Die Menschen in Deutschland essen immer weniger Fleisch. Nur noch jeder Fünfte isst täglich Fleisch. 2015 war es noch jeder Dritte.

Der Konsum von veganen und vegetarischen Ersatzprodukten steigt hingegen. Die Hauptgründe, warum Menschen diese Produkte kaufen: aus Neugier und aus Umwelt- und Tierschutzgründen. 63 Prozent der Befragten kaufen die Fleischersatzprodukte, weil sie ihnen schmecken, und 19 Prozent aufgrund von Allergien bzw. aufgrund von Unverträglichkeit tierischer Produkte.

Özdemir: "Esskultur entwickelt sich weiter"

Bundesernährungsminister Cem Özdemir erklärte bei der Pressekonferenz, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Arbeit der Landwirte wertschätzen würden und viel Wert auf Regionalität legen: "Viele warten nicht auf die Politik. Sie passen ihre Ernährung bewusst an. Die Menschen wollen gutes Essen, das nicht nur gut schmeckt, sondern auch Landwirtschaft und Umwelt gut tut. Wir erleben gerade, dass sich vielfältige Esskulturen weiterentwickeln. Wir wollen das unterstützen und es allen Menschen leichter machen, gut zu essen."

Transparenz könnte Zahlungsbereitschaft fördern

91 Prozent der Ernährungsreport-Befragten fordern, dass sich die Politik mehr für artgerechte Tierhaltung einsetzt. 87 Prozent fordern den Ausbau des Ökolandbaus. Laut dem Bundesminister sind die Menschen durchaus bereit, mehr für Fleisch aus guter Tierhaltung zu bezahlen, jedoch müsse die Haltungsform für sie auch ersichtlich sein. 65 Prozent der Befragten achten beim Einkauf auf Tierwohllabel. Und noch mehr Menschen (66 Prozent) achten darauf, woher das Produkt stammt. Özdemir erklärte dazu: "Eine Herkunftskennzeichnung ist daher eine Chance für die deutsche Landwirtschaft, das 'Made in Germany' zu zeigen, das eben für hohen Tierschutz steht. Für regionale Wertschöpfung, für gerechte Löhne und für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen."

Özdemir will Tierhaltungskennzeichnung ausweiten

Özdemir sieht sich durch den Ernährungsreport in seinem Ziel bestärkt, die Herkunftskennzeichnung beizubehalten und die Tierhaltungskennzeichnung auszuweiten. Im August war das von Bundesminister Özdemir vorgelegte Gesetz für eine staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung in Kraft getreten. Die Haltungskennzeichnung umfasst fünf Haltungsformen: "Stall", "Stall+Platz", "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio". Das Gesetz regelt zunächst die Mast bei Schweinen und soll zügig auf andere Tierarten und weitere Bereiche in der Verwertungskette – etwa in der Gastronomie – ausgeweitet werden, heißt es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Neben der vom Bund entwickelten Tierhaltungskennzeichnung gibt es auch die des Lebensmitteleinzelhandels mit vier Haltungsformen.

Kinder vor Werbung schützen und gesünderes Kita-Essen

Der Grünen-Politiker kündigte bei der Vorstellung des Ernährungsreports zudem an, in Kürze einen Entwurf für eine Ernährungsstrategie der Bundesregierung auf den Weg zu bringen. Ziel sei ein vielfältiges Essen in Kitas, in Schulen und Kantinen mit vielen gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln. Erneut warb Özdemir für seine Pläne zum Kinderwerbeschutzgesetz. Dieses soll vor allem Kinder vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen. So will Özdemir Kinder auch vor Krankheiten wie Adipositas schützen.

Hier geht’s zum Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

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