Aus Tirol darf man derzeit nur ausnahmsweise einreisen. Das österreichische Bundesland ist zum Corona-Mutationsgebiet erklärt worden - auf Wunsch Bayerns. Das sorgt nicht nur für Stau an der Grenze, sondern auch für Ungewissheit bei den Pendlern.
Im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers zeigt sich der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg, ÖVP, enttäuscht über den Ton der deutschen Nachbarn:
"Da sind eindeutig einige Äußerungen gefallen, die vielleicht der Enge und der Nachbarschaft nicht ganz angemessen sind. Und wir hatten den Eindruck, dass der erste Schwall an Maßnahmen, wie sie angekündigt waren Ende letzter Woche, nicht ganz ausgegoren war, und dass wir jetzt langsam wieder dorthin kommen, wo wir hin sollten in der Nachbarschaft." Alexander Schallenberg, österreichischer Außenminister
Österreichs Außenminister: Deutsche Maßnahmen "unüberlegt"
In Tirol wurden über 340 Fälle der ansteckenderen Mutation des Corona-Virus aus Südafrika nachgewiesen. Österreich verhängte daher eine Reisewarnung für Tirol - das eigene Bundesland.
Dennoch gab es für die Ankündigung der deutschen Maßnahmen Kritik von der österreichischen Regierung. Vor allem dafür, dass zuerst überhaupt kein Pendelverkehr von Tirol aus geplant gewesen sei, ebenso die Durchreise über das sogenannte deutsche Eck, also die Strecke, über die viele Österreicher von Salzburg nach Tirol über Deutschland pendeln.
"Wenn man weiß, dass mehr Menschen aus Bayern nach Tirol pendeln als umgekehrt, dann hatte man den Eindruck, dass das etwas unüberlegt war. Jetzt sieht die Situation anders aus. Noch wissen nicht alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die auf der anderen Seite der Grenze arbeiten, ob sie am Freitag auch wirklich einreisen können. Auch das zeigt, dass doch Anfangsschwierigkeiten da sind." Alexander Schallenberg, österreichischer Außenminister
Söder: Kein zweites Ischgl
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte argumentiert, er wolle kein zweites "Ischgl" erleben. Den ewigen Verweis auf den Tiroler Skiort, Hotspot in der ersten Welle, hält der österreichische Außenminister für wenig hilfreich, vielmehr sitze man im gleiche Boot und müsse dazulernen.
"Das ewige Wiederholung von diesem Namen – das hilft überhaupt nicht! Das sind Fingerzeige, die einfach mit der jetzigen Situation nichts zu tun haben, überhaupt nicht weiterhelfen." Alexander Schallenberg, österreichischer Außenminister
Der Außenminister kritisiert stattdessen die Politik der deutschen Nachbarn.
"Wir werden genau beobachten, ob hier nicht von Deutschland mit zweierlei Maß gemessen wird. Wir haben noch einen anderen Nachbarstaat Deutschlands, nämlich Frankreich, der noch höhere Virus-Mutation-Inzidenzen zeigt. Und da werden wir auch beobachten, ob hier Deutschland mit gleichem Maß vorgeht." Alexander Schallenberg, österreichischer Außenminister
Schallenberg kündigte an, dass die österreichische Regierung in engem Austausch mit der deutschen bleibe. Am Donnerstag wird er sich mit seinem deutschen Amtskollegen, Außenminister Heiko Maas, zusammenschalten.
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