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Kanada erhebt Strafzölle

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Handelsstreit: Kanada erhebt Strafzölle gegen die USA

Handelsstreit: Kanada erhebt Strafzölle gegen die USA

Kanada antwortet im Handelsstreit und erhebt eigene Zölle auf US-Waren - von Stahl- und Aluminiumprodukten bis hin zum Tomatenketchup und Rasenmäher. Man wolle den Handelsstreit nicht anheizen, aber auch nicht nachgeben, hieß es. Von Kai Clement

Der Auftritt erinnert an ganz ähnliche des US-Präsidenten - auch wenn sich Kanadas Premier Justin Trudeau lieber nicht in die vorderste Reihe des Handelsstreites begibt. Statt seiner sind gleich drei kanadische Minister nach Hamilton in Ontario gekommen - allen voran Außenministerin Chrystia Freeland.

In einer großen Werkshalle des Stahlunternehmens Stelco erklären die Minister die kanadischen Gegenmaßnahmen zu den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium - umrahmt sind sie dabei von Stahlarbeitern mit Schutzhelmen und in orangefarbener Arbeitskleidung. Motto: Man wolle nicht eskalieren, aber auch nicht zurückweichen.

Die US-Maßnahmen seien nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO und auch des Freihandelsverbundes NAFTA illegal und ungerecht, so die kanadische Außenministerin: "Kanada hat keine andere Wahl, als sich zu wehren - und zwar mit einer angemessenen, absolut wechselseitigen Dollar-für-Dollar-Antwort."

Auch Tomatenketchup, Rasenmäher und Spielkarten betroffen

Seine Strafzölle wird Kanada ab Sonntag auf US-Einfuhren in Höhe von umgerechnet gut 10 Milliarden Euro erheben. In drei langen Listen benennt Kanada die US-Einfuhren, die von den Strafzöllen getroffen werden. Liste eins versammelt zahlreiche Stahlprodukte - auf sie werden zusätzlich 25 Prozent erhoben. Liste zwei nennt Aluminiumprodukte, auf sie entfallen 10 Prozent. Liste drei führt fast 80 weitere Produkte auf, die ebenfalls mit zusätzlich 10 Prozent belegt werden, das Spektrum reicht von Tomatenketchup über Rasenmäher bis hin zu Spielkarten.

"Wir handeln mit Bedauern - nicht in Wut. Unsere Regierung steht in sehr engem Austausch mit der US-Regierung. Ich habe nachgerechnet: Allein diese Woche habe ich schon sechsmal mit dem US-Handelsvertreter Lighthizer gesprochen. Wir sind jederzeit und überall zu einem Treffen bereit, um den Konflikt zu lösen", so Freeland. Darüber hinaus hat die Regierung angekündigt, kanadische Arbeiter und Unternehmen mit einem Paket von zwei Milliarden kanadischen Dollar zusätzlich zu unterstützen.

Einer kann nicht ohne den anderen

"I Shop Canada"- so heißt die neue Kampagne, mit der die größte kanadische Gewerkschaft des privaten Sektors für heimische Produkte wirbt. "Jemand muss ja mal Donald Trumps Aufmerksamkeit bekommen. Er ist auf einer zerstörerischen Mission. Wenn das eine Art Ohrfeige für ihn ist, umso besser."Jerry Dias vertritt Hunderttausende kanadische Arbeiter aus den Bereichen Automobil, Energie und Papier. Er weiß natürlich auch, dass Kanada der größte Exportmarkt der USA ist, dass einer ohne den anderen schlecht kann.

Tag für Tag, so sagt es Freeland, übersteige der Handel der beiden Länder einen Wert von zwei Milliarden kanadischen Dollar. Die beiden Länder müssten unbedingt wieder raus aus dem Handelsstreit, so sieht es auch der Gewerkschaftspräsident: "Irgendwann wird der gesunde Menschenverstand siegen. Aber sicher nicht vor den Zwischenwahlen im November in den USA. Trump hat sich für den Kampf entschieden, weil es aus seiner Sicht der einzige Weg ist, die Kontrolle zu behalten."