Hunderte Migranten harren in Belarus an der Grenze zu Polen weiter aus in der Hoffnung, doch noch in die EU und nach Deutschland zu gelangen. "Wir sind noch 900 bis 1.000, darunter viele Kinder", sagte der 25-jährige Iraker Gaschtjar in der Notunterkunft in einem Logistikzentrum in Brusgi am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der gelernte Krankenpfleger, der Deutsch spricht, hofft, dass die neue Bundesregierung auch nach dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz in Polen am Sonntag Fortschritte in der Migrationskrise erreicht. Eine Aufnahme der Migranten und Flüchtlinge ist bisher nicht in Sicht.
Lukaschenko will niemanden zur Rückkehr zwingen
In Minsk beklagte Machthaber Alexander Lukaschenko in einem Interview mit dem türkischen Staatsfernsehsender TRT, dass die EU in der Frage der Migranten seit Wochen nichts mehr unternehme. Zwar hatten mehr als 3.000 Menschen Belarus verlassen, um etwa in den Irak oder nach Syrien zurückzukehren. Gezwungen werde aber niemand, betonte Lukaschenko. "Wir machen alles so, wie sie es wollen. Das sind Hungerleider, arme Menschen, die vor Krieg flüchten. Sie haben wirklich kein Zuhause in ihrer Heimat."
Lukaschenko droht mit Unterbrechung von Gaslieferungen
Die EU wirft Lukaschenko vor, gezielt Menschen aus Krisenregionen nach Belarus einfliegen zu lassen, um sie dann in die EU zu schleusen und so die Lage dort zu destabilisieren. Der Westen hat gegen Belarus zahlreiche Sanktionen verhängt.
In dem Interview drohte Lukaschenko erneut damit, den Gastransit durch die russisch-europäische Jamal-Pipeline zu stoppen, sollte der Sanktionsdruck auf das Land zu hoch werden. Die durch diese Leitung fließenden Mengen sind für den Gasmarkt in der EU zwar vergleichsweise gering. Der Kreml in Moskau reagierte trotzdem prompt und meinte, dass Russland verlässlicher Energielieferant bleiben wolle.
Mit dpa-Material.
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