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Eine praktische Übung der Bundeswehr.

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Kollabierte Soldaten: Wie fit ist die Bundeswehr?

Kollabierte Soldaten: Wie fit ist die Bundeswehr?

Noch ist unklar, warum Soldaten in Niedersachsen auf einem Marsch kollabiert sind. Medienberichte über Aufputschmittel weist das Verteidigungsministerium zurück. Drückt die Bundeswehr bei der Fitness der Truppe ein Auge zu? Von Birgit Schmeitzner

Die Bundeswehr soll wieder wachsen. Und sie tut es, wenn auch langsam. Stand Juni taten rund 168.000 Berufs- und Zeitsoldaten Dienst – damit fehlen allerdings noch ganze 3.000, um das Zwischenziel für dieses Jahr zu erfüllen. Doch gerade in den Bereichen Sanitätsdienst und IT fällt das Rekrutieren schwer.

Andere Voraussetzungen für den Dienst per Mausklick

Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, senkt die Bundeswehr die Zugangsvoraussetzungen. Sie öffnet sich für Studienabbrecher, sagt die Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, Katrin Suder. Und für manche Stellen wird laut Suder der erforderliche Fitnessgrad nach unten geschraubt. Es gebe nun mal einen großen Unterschied zwischen "einem Pionier, der Brücken verlegt" und einem IT-Experten, der am Schreibtisch arbeitet.

BMI ist unverändert

Ministeriumssprecher Oberst Boris Nannt verwahrt sich aber gegen den Eindruck, dass die körperlichen Anforderungen per se gesenkt werden. Laut Nannt gibt es nur bei IT-Fachkräften "spezielle Korridore" für die körperlichen Anforderungen, die in jedem Einzelfall geprüft werden. Für Offiziersanwärter gelte das aber nicht. Die Sporttests hätten sich vielleicht verändert, weil man mit der Zeit gehe – aber das wirke sich nicht auf die körperlichen Anforderungen aus.

"Er muss es kennen, aber nicht können"

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, kann das zumindest in Teilen nachvollziehen. Bartels sagte dem Bayerischen Rundfunk, die Bundeswehr nehme mittlerweile nicht mehr nur die Besten der tauglich Gemusterten. Das führe dazu, dass auch eher unsportliche Kandidaten Soldaten werden. Aber: harte Outdoor-Erfahrungen und Entbehrungen seien etwas für die Kampftruppe, für die anderen gilt Bartels zufolge der Satz: sie müssen es kennen, aber nicht können. 

Keine voreiligen Schlüsse

Oberst Nannt mahnte, mit Blick auf die kollabierten Soldaten in Munster den medizinischen Bericht abzuwarten. Der Ministeriumssprecher sagte, man solle die Suche nach der Ursache nicht "vorzeitig verengen". Es gebe keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass illegale Substanzen im Spiel sind. Ein Soldat habe ausgesagt, er habe eine Dose Energydrink getrunken; die Untersuchungen laufen. Auch der Wehrbeauftragte warnt davor, zu spekulieren und voreilige Schlüsse zu ziehen – vor allem, wenn das auf die Ansicht hinausläuft, dass die Soldaten selbst schuld waren.

Bei der Übung im niedersächsischen Munster waren im Juli insgesamt vier Offiziersanwärter kollabiert. Einer der Soldaten starb zehn Tage später in einem Krankenhaus, er wurde inzwischen beigesetzt.