Kissen und Decken vor den Fenstern des neuen Nachtzuges, der zwischen Berlin, Amsterdam und Brüssel verkehrt.
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Kissen und Decken vor den Fenstern des neuen Nachtzuges, der zwischen Berlin, Amsterdam und Brüssel verkehrt.

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Im Nachtzug nach Wien: DB will Nachtschwärmer zurückerobern

Im Schlaf ans Ziel kommen: für Zugreisende war das bis 2016 möglich. Dann stellte die Deutsche Bahn ihre Nachtzüge ein – zum Missfallen der Kundschaft und zur Freude der Konkurrenz. Jetzt baut die DB zusammen mit der ÖBB das Angebot wieder aus.

Irgendwer muss die Deutsche Bahn aufgeweckt haben. Noch 2016 stellte der Schienenkonzern sein Nachtzugangebot unter Verweis auf angeblich fehlende Kundennachfrage sang- und klanglos ein und überließ damit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) das Gleis. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember wollen DB und ÖBB nun gemeinsam zwischen Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien neue Möglichkeiten schaffen, aus dem Zugfenster den Mond zu beobachten – und gleichzeitig am Reiseziel anzukommen.

Renaissance der Nachtzüge?

Die Trendwende hatte sich angekündigt: "Wir glauben an eine Renaissance der Nachtzüge", hatte Michael Theurer, Bahnbeauftragter der Bundesregierung, schon an Pfingsten erklärt. Da hatte das private Unternehmen European Sleeper auf der Strecke Berlin-Amsterdam-Brüssel erstmals wieder "Mondlinien" eingesetzt.

Ab Dezember nun bieten die DB und die ÖBB von Berlin und Wien aus Nightjet-Verbindungen nach Paris und Brüssel an. Diese Verbindungen werden anfangs dreimal die Woche, ab Herbst 2024 dann täglich gefahren. Weitere Verbindungen in Österreich, Deutschland und Italien könnten folgen.

Neue Verbindungen, neue Züge – mehr Fahrgäste

Die Nachfrage ist jedenfalls vorhanden. "Das Thema aktuell sind die Kapazitäten. Wir sind aktuell ausgelastet", sagt ÖBB-Vorständin Sabine Stock. Viele Züge seien schon nach dem ersten Buchungstag komplett voll. Das Ziel sei aber klar: "Bis 2030 wollen wir die Fahrgastzahlen im Nightjet-Verkehr verdoppeln."

Der erste Schritt dahin: Ab dem Jahreswechsel werden – zunächst auf den Verbindungen Hamburg-Wien und Hamburg-Innsbruck "fabrikneuen Nachtzüge" fahren. Im Laufe des Jahres 2024 sollen weitere Verbindungen in Österreich, Deutschland und Italien folgen. "Diese neu entwickelten und bis zu 230 km/h schnellen Nightjets bieten ein neues Komfortniveau, unter anderem durch Einzelkabinen (Mini Cabins) im Liegewagen und einen niveaugleichen Einstieg für mobilitätseingeschränkte Personen", teilen DB und ÖBB mit.

  • Zum Artikel: Bund stellt Finanzierung um: Wird die Bahn jetzt besser?

Romantik trifft Klimaschutz

Ob der Sinneswandel der DB auch romantische Gründe hat – Kindheitserinnerungen oder den Wunsch, "Nachtzug nach Lissabon" einmal tatsächlich im Nachtzug nach Lissabon zu lesen? Hauptsächlich geht es Politik und Bahn darum, auch auf langen, grenzüberschreitenden Strecken eine komfortable Alternative zum Fliegen anzubieten und damit CO₂-Emissionen zu reduzieren.

2022 etwa sind 21 Millionen Menschen mit der Bahn von Deutschland aus über eine Grenze gefahren – aber siebenmal mal mehr geflogen. Ein ökologisches Missverhältnis, das sich durch eine Renaissance der Nachtzüge zumindest abmildern ließe.

Ganz unkompliziert ist das nicht, wie ÖBB-Vorständin Stock berichtet: Die Züge bräuchten Zulassungen für alle Länder, ebenso die Lokführer, auch die Zugbegleiter. "Wir wechseln an jeder Grenze im Tagverkehr das Personal. Das macht das Geschäft teuer und schwerfällig", so Stock.

Was sich am Tag verändern soll

Was für Tag-Reisende insbesondere in Bayern interessant sein könnte: Mit dem Fahrplanwechsel ab Dezember gibt es eine weitere ICE-Verbindung von Wien über Nürnberg nach Berlin, teils mit Verlängerung nach Hamburg. Zwischen München und Salzburg fahren künftig von etwa 6 Uhr bis 21 Uhr stündlich Fernverkehrszüge. Und von Innsbruck nach München gibt es zwischen 6.40 Uhr und 21.40 Uhr täglich einen Zweistundentakt.

Auch in Sachen Komfort wollen DB und ÖBB nachbessern: Auf der Strecke Frankfurt am Main – München – Salzburg – Klagenfurt werden ab dem Fahrplanwechsel Züge vom Typ ICE 4 zum Einsatz kommen. Ab April 2024 sollen auf der Strecke zwischen München und Italien nach und nach Railjets der neuen Generation fahren. DB und ÖBB versprechen in diesen Zügen "Komfort auf ICE-Niveau".

Im Video: Verkaufsstart der Ermäßigungstickets in Nürnberg

Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Verkehrsminister Christian Bernreiter überreichen die ersten beiden Ermäßigungsticket am Nürnberger Plärrer.
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Start für ÖPNV-Ermäßigungstickets in Nürnberg

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