Damit gab das Gericht einer Klage von fünf muslimischen Frauen statt, deren Ehen von ihren Männern mit dem "dreifachen Talaq" aufgelöst worden waren. Unterstützt wurde die Klage von zwei Bürgerrechtsorganisationen.
"Sieg über das Patriarchat"
Die Bürgerrechtlerin Zakia Soman bezeichnete das Urteil als Sieg über die "Tyrannei des Patriarchats". Der Spruch des gemischtreligiös besetzten Gerichtshofes ist nach Ansicht von Experten auch eine grundsätzliche Stärkung des Staates gegenüber den Religionen im laut Verfassung säkularen Indien. Muslimische Kleriker und Rechtsexperten hatten in der Vergangenheit zwar den "dreifachen Talaq" als "verwerflich" verurteilt. Gleichzeitig aber sprachen sie der weltlichen Justiz das Recht ab, über diese Frage zu urteilen.
In den meisten Ländern verboten
Der "dreifache Talaq" ist in den meisten islamischen Ländern, darunter Pakistan und Bangladesch, verboten. Die Scheidungsformel, die laut konservativen Befürwortern auch schriftlich, per SMS, WhatsApp oder Facebook rechtsgültig vollzogen werden kann, kommt nicht im Koran vor.
Mit einem Bevölkerungsanteil von etwa 15 Prozent ist der Islam nach dem Hinduismus die zweitgrößte Religion Indiens. Der Islam kam durch Handel und islamische Eroberungen nach Indien. Die muslimischen Mogulkaiser herrschten von 1526 bis 1858 auf dem indischen Subkontinent.