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Vor dem Referendum in Irland

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Irland sagt "Ja!" zu Abtreibungen

Irland hatte eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas. Über zwei Drittel der Iren haben beim Referendum für die Lockerung des Verbots gestimmt. Nachdem fast alle Stimmen ausgezählt sind, steht das fest. Jetzt kommt eine Fristenlösung.

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Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock.

In einer historischen Volksabstimmung haben sich die Iren überraschend klar mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit dafür ausgesprochen, ihre seit Jahrzehnten geltenden strengen Abtreibungsregeln zu lockern. Nach Auszählung von 37 der 40 Wahlkreise in dem katholisch geprägten Land votierten 67,3 Prozent für die notwendige Verfassungsänderung und nur 32,7 Prozent dagegen. Ein erheblich knapperes Ergebnis war erwartet worden.

Regierungschef hocherfreut

Ministerpräsident Leo Varadkar sprach bereits am Freitagabend vom Höhepunkt einer "stillen Revolution“, die sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe. Dem irischen TV-Sender RTE sagte er am Samstag: "Die Menschen haben gesagt, dass wir eine moderne Verfassung für ein modernes Land wollen." Die Abstimmung zeige, dass die Menschen in Irland Frauen respektierten. In der Vergangenheit waren immer wieder Frauen für Schwangerschaftsabbrüche ins Ausland gereist. Die Regierung kündigte nun an, Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen straffrei zu stellen, in Sonderfällen sogar bis zur 24. Woche.

Eines der strengsten Gesetze seiner Art

Im katholisch geprägten Irland galt bisher eines der strengsten Abtreibungsverbote in der Europäischen Union. Der Verfassungszusatz aus dem Jahre 1983 sieht vor, dass Schwangerschaftsunterbrechungen selbst bei Vergewaltigung, Inzest oder einer Missbildung des Fötus untersagt sind. Das ungeborene Leben des Kindes war seitdem mit jenem seiner Mutter gleichgestellt worden. Bei einer Abtreibung drohen Frauen bis zu 14 Jahre Haft. Seit 2013 sind Abtreibungen bloß in seltenen Fällen in Irland erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.