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Jean Claude Juncker und Donald Trump beim G20-Treffen am 8. Juli 2018 in Hamburg

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Juncker bei Trump: "Brutaler Killer" trifft "stabiles Genie"

Juncker bei Trump: "Brutaler Killer" trifft "stabiles Genie"

Unter enormem Erwartungsdruck der Wirtschaft trifft EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker heute Donald Trump. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gespräch sind nicht die besten, aber immerhin kennen sich die beiden schon. Von Kai Küstner

Die Kennenlernphase war nicht einfach: In einem ersten Telefonat nach seiner Wahl zum US-Präsidenten meinte Donald Trump anschließend, den EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker an der Strippe gehabt zu haben - es war aber EU-Ratspräsident Tusk. Doch mittlerweile kann Trump die beiden auseinander halten, begegnet sind er und Juncker sich zahlreiche Male. So auch beim Treffen der G7-Staaten Anfang Juni in Kanada:

"Trump hat mir letzte Woche gesagt: ‘Jean-Claude, you are a brutal killer‘." Jean-Claude Juncker

Einen "brutalen Killer" habe der US-Präsident ihn hinter verschlossenen Türen genannt, verriet Juncker anschließend. Und konnte sich diese Zusatzbemerkung nicht verkneifen:

"Das ist das erste Mal, dass Luxemburg zu einer ernsten Gefährdung der Vereinigten Staaten herangewachsen ist. Er hat das als Kompliment gemeint, denke ich, ich bin mir da aber nicht so sicher." Jean-Claude Juncker

Trump bezeichnet die EU als "Feind"

Kompliment oder nicht – jedenfalls scheint der US-Präsident Juncker als Gegenüber am Verhandlungstisch durchaus ernst zu nehmen. Was ihn nicht davon abhielt, die EU, die Juncker nun mal vertritt, als "Feind" zu bezeichnen. Und auch der "Killer"-Redewendung bediente sich Trump wiederholt: Um damit zum Ausdruck zu bringen, dass die Europäer mit ihrem Export-Überschuss angeblich die Vereinigten Staaten ausbeuten würden. "Sie bringen uns um beim Handel", so Trump wörtlich vor seinen Anhängern:

"Sie machen es uns unmöglich, in Europa Geschäfte zu machen. Gleichzeitig kommen sie hierher und verkaufen ihre Mercedes- und BMW-Autos." Donald Trump

Neuer Nationalismus gegen feine Ironie alter Schule

Dass sich da in Washington zwei völlig unterschiedliche Charaktere treffen, daran gibt es keinen Zweifel: Hier der prominenteste Vertreter eines neuen "Nationalismus", der mit Verachtung auf mehrseitige Abkommen blickt - dort der überzeugte Europäer alter Schule, der einst als Mitarchitekt des "Maastricht"-Vertrags wirkte und heute verzweifelt versucht, die EU zusammen zu halten. Hier ein US-Präsident, der auch in seiner Wortwahl außergewöhnlich ist und von sich selbst als einem "stabilen Genie" spricht – dort der EU-Kommissionschef, der sicher nicht an Selbstzweifeln leidet, aber ansonsten eher ein Freund der feinen Ironie ist. Was nicht heißt, dass Juncker nicht auch austeilen könnte. So zum Beispiel kurz nach dem G7-Gipfel 2017 auf Sizilien und nachdem der US-Präsident gerade den Rückzug aus dem Welt-Klima-Abkommen verkündet hatte:

"Diese Vorstellung 'Ich bin Trump, ich bin Amerikaner, America First und ich mache mich jetzt von der Bildfläche' – das wird nicht funktionieren. Das haben wir auch versucht, Herrn Trump in klaren deutschen Hauptsätzen in Taormina zu vermitteln." Jean-Claude Juncker

Vorab-Drohungen per Twitter

Während Trump sich für das Juncker-Treffen mit einer Reihe von Drohungen an die Adresse der EU aufwärmte, hielt sich der Kommissionschef auffällig zurück. Will er doch eher für eine Abkühlung der Gemüter sorgen. In der Rolle des Schlichters trat Juncker schon während der Griechenlandkrise auf. Trumps Verhandlungsstil ist da ein gänzlich anderer: Er scheint eher auf die größtmögliche Schockwirkung zu setzen.

Nun ist die große Frage, welche Taktik sich am Ende durchsetzt: Sollten aber alle EU-Versuche scheitern, etwa die von Trump angedrohten Zölle auf europäische Autos zu verhindern, dürfte sich Juncker sehr schnell wieder von seiner kratzbürstigen Seite zeigen: Dass die EU sich dann mit Gegenmaßnahmen wehren muss, liegt für ihn auf der Hand und ist aus seiner Sicht eine Frage der europäischen Ehre.