2008 ist das erste Google-Auto durch deutsche Straßen gefahren, um Aufnahmen für den Kartendienst Street View zu machen. Der Aufschrei war riesig: von Datenschutzaktivisten, Verbraucherschützern und Menschen, die ihr Haus auf den Bildern unkenntlich machen wollten. Heute ist es normal, das kleine, gelbe Google-Männchen auf der Karte hin- und hertanzen zu lassen, um sich eine Gegend irgendwo auf der Welt genauer anzuschauen.
Ein Forscherteam der Universität Stanford hat jetzt aber bewiesen, dass man sich durchaus mal wieder Gedanken darüber machen kann, wie sensibel Daten aus Google Street View in Wahrheit sind. Die Wissenschaftler haben eine Künstliche Intelligenz geschaffen, die aus der Straßenansicht allerhand Details lesen kann: Die KI erkennt soziale, wirtschaftliche oder politische Muster. Sprich: Sie erkennt zum Beispiel, wie viel Menschen in einem Stadtviertel in etwa verdienen, wie sie einkaufen oder welcher politischen Partei sie ihre Stimme geben. Rund 50 Millionen Bilder und Standortdaten wurden dafür untersucht.
Von Automodellen kann auf das Wahlverhalten geschlossen werden
Wichtigstes Merkmal für die KI: Die Autos, die auf den Bildern zu sehen sind. Anhand der Fahrzeuge, die in einer Straße geparkt sind, kann die Künstliche Intelligenz eine ganze Reihe sozioökonomischer Merkmale ableiten. Stehen zum Beispiel mehr Limousinen in einer Nachbarschaft als Pick-Up-Trucks, ist die Wahrscheinlichkeit bei 88 Prozent, dass die Bewohner dort größtenteils die Demokraten wählen. Wenn, anders herum, mehr Pick-Ups in einer Straße parken, wählen Menschen dort mit 82 Prozentiger Wahrscheinlichkeit mehrheitlich die Republikaner.
Das System wurde trainiert, jedes Auto in eine von 2.657 Kategorien zu stecken. In welche Schublade ein Fahrzeug kommt, entscheidet die KI innerhalb von Millisekunden. So konnte sie 50 Millionen Bilder verschiedener Autos in zwei Wochen klassifizieren – ein Mensch würde für diese Aufgabe 15 Jahre benötigen, schätzt das US-Forscherteam.
Die Technik wird ethische Fragen aufwerfen
Aber klar gibt es auch Bedenken bei dieser Methode. Das betonen die Forscher und Forscherinnen sogar in ihrem Bericht: Obwohl ein derart automatisierter Prozess viel erleichtert, wirft er auch wichtige, ethische Fragen auf, je mehr die Forschung voranschreitet. Stichwort: Datenschutz. Immerhin werden hier öffentliche Daten genutzt, um Rückschlüsse auf private Informationen und Vorlieben einzelner Bürger zu schließen. Der Datenschutz dürfe bei der Weiterentwicklung daher nicht vergessen werden. Und das dürfte Verbraucherschützer auch hierzulande beruhigen.