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Bischofskonferenz im Vatikan

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Kommunionsstreit: Wie liberal ist Papst Franziskus?

Die meisten deutschen katholischen Bischöfe wollen, dass die evangelischen Ehepartner von Katholiken die Kommunion empfangen dürfen. Papst Franziskus lehnt das ab. Theologen fragen sich jetzt: Wie offen ist der Papst wirklich?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Man dürfe nicht ungestüm vorpreschen, um bei der Ökumene begehrte Ziele zu erreichen, so Papst Franziskus am Montag gegenüber einer evangelisch-lutherischen Delegation aus Deutschland. In Bezug auf die Kommunion sagte der Papst weiter, einige Themen verdienten eingehende und gut abgestimmte Überlegungen.

Eine Vorwarnung? Denkbar: Denn nur wenige Stunden später bekommt Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Post aus dem Vatikan. Darin steht klipp und klar: der Papst lehnt das von der Bischofskonferenz mehrheitlich beschlossene Dokument zur Kommunion nicht-katholischer Ehepartner ab. Es sei nicht reif zur Veröffentlichung.

Ist Franziskus doch nicht so offen wie viele glauben?

Der Papst stärkt mit seiner Entscheidung sieben deutsche Bischöfe, darunter der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Sie hatten in Rom gegen die vorgesehene Zulassung evangelischer Ehepartner zur Kommunion protestiert.

"Der Papst traut den Christen viel zu. Auf die Frage nach der Kommunion sagte er einer evangelischen Frau, sie solle eine Gewissensentscheidung treffen. Doch er fürchtet auch eine Spaltung der Kirche in dieser Frage. Sobald sie zu einem Gesetz wird, wird er vorsichtig und ich finde übervorsichtig." Tilmann Kleinjung, BR-Kirchenexperte

Krachende Niederlage

Für Kardinal Reinhard Marx und den großen Teil der deutschen Bischöfe ist der Brief aus Rom eine krachende Niederlage, er lässt in knappen Worten mitteilen, er sei "überrascht". Nun gebe es weiteren Gesprächsbedarf, innerhalb der Bischofskonferenz, aber auch mit dem Papst. Der Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hofft, dass am Ende eine Lösung steht, mit der die besondere Situation konfessionsverbindender Ehen mit ihren Nöten gewürdigt werde.

"Wir hoffen, dass die Praxis die Theorie ausbootet und es in der Realität gut mit der Ökumene weitergeht. Alles andere wäre in der Tat eine Katastrophe, aber ich bin zuversichtlich." Joachim Unterländer, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern

Viele katholische Laien hatten erwartet, dass es für evangelisch-katholische Paare endlich eine Lösung gibt. Im Gottesdienst ist die Kommunion bei konfessionell gemischten Paaren vielerorts kein Problem. Etliche Pfarrer kennen die evangelischen Ehepartner und verweigern ihnen nicht die Hostie.