Ayatollah Chamenei gedenkt des getöteten Hamas-Politikchefs Hanija
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Teheran schreibt die Tötung von Hamas-Politikchef Hanija Israel zu und droht mit Vergeltung. Israel und seine Verbündeten bereiten sich vor.

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Nahost-Ticker: Mehr Vorzeichen für Schlag des Iran gegen Israel

Im Nahen Osten verdichten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Vergeltungsschlag des Iran gegen Israel. Die USA verlegen zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in den Nahen Osten, gab das Pentagon bekannt. Die News im Ticker.

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Die wichtigsten News zum Nahost-Konflikt im Überblick

  • Nahost-Experte erwartet iranischen Angriff auf Israel (19.03 Uhr)
  • Bericht - Israelische Gaza-Verhandler in Kairo eingetroffen (13.14 Uhr)
  • Iran - Hisbollah wird Israel nach Tötung von Kommandeur "in der Tiefe" angreifen (11.53 Uhr)
  • Pistorius - Beteiligung deutscher Soldaten zum Schutz Israels "gerade völlig unvorstellbar" (06.32 Uhr)
  • Pentagon - USA schicken zusätzliche militärische Hilfe in Nahen Osten (0.30 Uhr)

19.29 Uhr: Air France streicht Beirut-Flüge weiterhin

Die Fluggesellschaft Air France und ihre Tochtergesellschaft Transavia wollen ihre Flüge zwischen Paris und Beirut länger als bisher geplant streichen. "Angesichts der Sicherheitslage (...) verlängert die Fluggesellschaft die Aussetzung ihrer Flüge zwischen Paris und Beirut bis einschließlich 6. August", teilt Air France mit. Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs werde von einer neuen Bewertung der Situation vor Ort abhängen. Bisher hatte Air France geplant, die Flüge nur bis einschließlich heute zu streichen.

19.03 Uhr: Nahost-Experte erwartet iranischen Angriff auf Israel

Der Münchner Politikwissenschaftler Jan Busse geht von einem baldigen Schlag des Iran gegen Israel aus. Hintergrund ist der tödliche Anschlag auf den Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran, für den der Iran Israel verantwortlich macht. "Ich halte das Risiko für eine regionale Eskalation aktuell tatsächlich für so akut wie noch nie in den letzten Jahren", sagte der Nahost-Experte im Interview mit BR24 im BR Fernsehen.

Busse erwartet eine Attacke mit ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen wie im April 2024, diesmal aber koordiniert mit seinen Verbündeten – der Hisbollah, pro-iranischen Milizen aus dem Irak und den jemenitischen Huthis. So könnte sie schwerer abzuwehren sein. Gleichzeitig geht Busse davon aus, dass es dem Iran vor allem darum gehe, die Abschreckung wiederherzustellen. "Mein Eindruck ist, dass auch wenn wir uns momentan in einer solchen Eskalationsspirale befinden, auf iranischer Seite kein Interesse an einem offenen Krieg besteht", so die Lageeinschätzung des Nahost-Kenners.

Im Video: Nahost-Experte Busse - "Einen Gegenschlag auf Israel wird es in jedem Fall geben."

Jan Busse, Universität der Bundeswehr in München, im BR24-Interview
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Nahost-Experte Busse, Universität der Bundeswehr München, hält die Gefahr der Eskalation in Nahost für so akut wie noch nie in den letzten Jahren

18.47 Uhr: Tausende Marokkaner protestieren gegen Normalisierung der Beziehung ihres Landes zu Israel

Tausende Marokkaner haben am Samstag dagegen protestiert, dass ihr Land seine Beziehung zu Israel normalisiert. Sie zogen mit palästinensischen Flaggen und Porträts des Hamas-Politikchefs Hanija, für dessen Tötung der Iran Israel verantwortlich macht, vor das Parlament in Rabat. "Das Volk verlangt das Ende der Normalisierung", skandierte die Menge. Laut der Nachrichtenagentur AFP wurde mindestens eine israelische Flagge verbrannt. Marokko unterhält seit 2020 offizielle Beziehungen zu Israel. Die Regierung hatte offiziell zu einem "sofortigen, vollständigen und dauerhaften Ende des israelischen Kriegs im Gazastreifen" aufgerufen, die Normalisierung der Beziehung zu Israel aber nicht in Frage gestellt.

18.27 Uhr: Palästinenser - zehn Tote bei Angriff auf Gaza-Stadt

Die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde meldet zehn Tote und zahlreiche Verletzte durch einen Luftangriff Israels auf die Hamama-Schule in Gaza-Stadt. In dem Gebäude seien im Zuge des Gaza-Kriegs vertriebene Palästinenser untergebracht gewesen. Das israelische Militär bestätigte den Angriff und erklärte, dabei sei eine Kommandozentrale getroffen worden. Die Schule wurde laut der israelischen Armee von Hamas-Kämpfern zur Waffenherstellung und als Versteck für "Terroristen" genutzt.

16.59 Uhr: USA und Großbritannien rufen ihre Staatsbürger zum Verlassen des Libanon auf

Die USA und Großbritannien haben ihre Staatsbürger im Libanon aufgefordert, das Land wegen der angespannten Sicherheitslage so rasch wie möglich zu verlassen. Wegen der erwarteten Eskalation zwischen Israel und der Schiiten-Miliz Hisbollah sollten US-Bürger "jedes verfügbar Flugticket" nehmen, um den Libanon zu verlassen, erklärte die US-Botschaft am Samstag in Beirut. Trotz der Aussetzung und Streichung von Flügen nach Beirut stünden "weiterhin kommerzielle Transportmöglichkeiten zur Verfügung, um den Libanon zu verlassen".

Der britische Außenminister David Lammy erklärte, die Lage könne sich "rasch verschlechtern". Seine Botschaft an britische Staatsangehörige im Libanon sei klar: "Reisen Sie jetzt ab." 

16.04 Uhr: Israel - vier weitere Palästinenser bei Tulkarem getötet

Nach der Tötung von fünf Palästinensern im Westjordanland am frühen Morgen meldete das israelische Militär die Tötung von vier weiteren in dieser Gegend. Bei ihnen handelte es sich den Angaben zufolge um Extremisten. Sie hätten das Feuer auf israelische Truppen in der Gegend eröffnet, ehe sie aus der Luft getötet worden seien, hieß es. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat auch die Gewalt im Westjordanland zugenommen.

14.32 Uhr: Iran - Hanija wurde mit Geschoss getötet

Nach Berichten über die Durchführung des Attentats auf Hamas-Auslandschef Ismail Hanija verbreiten die iranischen Revolutionsgarden eine eigene Darstellung. Demnach wurde bei dem Anschlag auf Hanija in Teheran ein Geschoss mit kurzer Reichweite eingesetzt, das mit einem etwa sieben Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt war und von außerhalb des Gästehauses im Norden der Hauptstadt abgefeuert wurde. Dies habe die Explosion verursacht, bei der Hanija getötet wurde, heißt es in einem Bericht der Revolutionsgarden. Es ist ihr bereits dritter Bericht zu dem Anschlag. Die Ausführungen darin lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

In ihrem Bericht machen die Revolutionsgarden auch Israel für den "Terrorakt" verantwortlich, unterstützt worden sei das Land dabei von den USA. Israel hat sich bislang nicht zu dem Attentat geäußert. 

13.14 Uhr: Bericht - Israelische Gaza-Verhandler in Kairo eingetroffen

Vor dem Hintergrund einer drohenden militärischen Eskalation in Nahost ist eine israelische Delegation einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gaza-Verhandlungen in Kairo eingetroffen. Bei den indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Der Abordnung gehörten die Chefs der Geheimdienste Mossad (Ausland), David Barnea, und Schin Bet (Inland), Ronen Bar, an, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Online-Nachrichtenportal "walla.co.il". 

Die neue Gesprächsrunde steht unter keinem guten Stern. Die tödlichen Anschläge auf den Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut haben die gesamte Region an den Rand eines Kriegs gebracht. Mit Hanija wurde außerdem einer der Hauptverhandler der islamistischen Organisation getötet – mit ungewissen Folgen für den Fortgang der ohnehin schwierigen Gespräche, die sich seit Monaten im Kreis drehen.

12.43 Uhr: Libanon - Ein Toter nach israelischem Angriff

Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die Nachrichtenagentur NNA berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium, dass bei dem Angriff auf ein Auto nahe dem Ort Basurieh auch zwei Personen verletzt wurden. 

Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht. Ob es sich bei dem Opfer um ein Mitglied der Hisbollah handelte, war zudem nicht direkt klar. Die Schiitenmiliz reklamierte am Morgen einen Angriff auf Nordisrael für sich. 

12.18 Uhr: Iranischer Kommandeur droht Israel mit breitem Gegenschlag

Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) droht Israel mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. "Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen", sagte General Hussein Salami nach Angaben des Webportals der Revolutionsgarden. 

In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami.

11.53 Uhr: Iran - Hisbollah wird Israel nach Tötung von Kommandeur "in der Tiefe" angreifen

Nach der Tötung von Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr wird die libanesische Miliz nach Einschätzung ihres Verbündeten Iran Israel auch "in der Tiefe" angreifen. Die Hisbollah werde sich bei ihren Angriffen in Israel "nicht auf militärische Ziele beschränken", teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen laut Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna am Samstag mit. Mit der Tötung von Schukr am Dienstag habe Israel eine Grenze überschritten, hieß es weiter.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte ebenfalls eine Reaktion seiner Miliz auf Schukrs Tod angekündigt. Der Hisbollah-Kommandeur war am Dienstag bei einem israelischen Angriff in einem Vorort der Hauptstadt Beirut getötet worden. 

07.52 Uhr: Bericht - Dutzende Festnahmen im Iran nach Anschlag auf Hamas-Anführer

Im Iran sind nach dem tödlichen Anschlag auf den politischen Anführer der Hamas, Ismail Hanija, in der Hauptstadt Teheran einem Medienbericht zufolge mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet worden. Wie die "New York Times" unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Iraner berichtete, befinden sich unter den Festgenommen ranghohe Geheimdienstoffiziere, Militärbeamte und Mitarbeiter eines vom Militär betriebenen Gästehauses in Teheran, in dem Hanija in der Nacht zum Mittwoch einem Anschlag zum Opfer fiel.

07.43 Uhr: Bericht - Israel tötet Hamas-Kommandeur im Westjordanland

Das israelische Militär hat mit einem Luftangriff auf ein Fahrzeug im besetzten Westjordanland Hamas-Medien zufolge einen Kommandeur der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation getötet. Vier weitere Personen seien ebenfalls ums Leben gekommen, meldet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Die Identität dieser Opfer sei zunächst nicht bekannt gewesen. Das israelische Militär teilt mit, es habe eine Extremisten-Zelle in der Nähe der Stadt Tulkarem aus der Luft angegriffen. Laut Medien der Hamas wurde ein Fahrzeug mit Kämpfern getroffen und dabei einer der Kommandeure der Tulkarem-Brigaden der Islamisten-Gruppe getötet.

07.10 Uhr: Bericht - Israel soll Tötung von Hanija beauftragt haben

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den tödlichen Anschlag auf Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung "The Telegraph" unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen.

Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.

06.32 Uhr: Pistorius - Beteiligung deutscher Soldaten zum Schutz Israels "gerade völlig unvorstellbar"

Eine Beteiligung der Bundeswehr zum Schutz Israels vor einem möglichen iranischen Großangriff steht für Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht auf der Tagesordnung. Eine militärische Unterstützung durch Material in welcher Form auch immer werde dagegen zu entscheiden sein, "wenn es ansteht", sagte Pistorius am Rande eines Besuchs im Camp Bonifas an der Grenzlinie zu Nordkorea. Er sei aber in aktuelle Gespräche, die in Berlin stattfinden, nicht involviert. 

Pistorius äußerte sich auf die Frage, ob sich auch Deutschland wie die USA oder andere Partner an einer Operation zum Schutz von Israel beteiligen könnte. Jede Beteiligung von deutschen Soldaten und Soldatinnen, "die für mich gerade völlig unvorstellbar sind", würden im Übrigen auch ein Mandat des Bundestags erfordern, sagte er "Also von daher stellt sich die Frage aktuell überhaupt nicht", sagte er. 

05.05 Uhr: Bericht - Eskalation zwischen Iran und Israel erwartet

Im Nahen Osten verdichten sich die Anzeichen für einen bevorstehenden Vergeltungsschlag des Irans gegen Israel. Diplomatische Versuche, eine Eskalation mit der Gefahr eines regionalen Krieges nach der Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanija in Teheran zu verhindern, blockt der Iran Medienberichten zufolge ab. Während Israels Armee in höchster Alarmbereitschaft ist, verlegen die USA nach Angaben des Pentagons zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge zur Abschreckung in die Region. Beide Verbündete bereiteten sich auf die Abwehr eines Angriffs vor, der schon an diesem Wochenende erfolgen könnte, meldete das "Wall Street Journal". Es werde befürchtet, dass ein Angriff diesmal breiter und komplexer sein wird als Irans Attacke auf Israel im April.

0.30 Uhr: Pentagon - USA schicken zusätzliche militärische Hilfe in Nahen Osten

Das US-Militär wird dem Pentagon zufolge zusätzliche Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe in den Nahen Osten entsenden. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe Marine-Kreuzer und Zerstörer, die ballistische Raketen abschießen könnten, in den Nahen Osten und auch nach Europa genehmigt. "Austin hat Anpassungen der US-Militärhaltung angeordnet, um den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu erhöhen und sicherzustellen, dass die USA auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sind", so das Pentagon in einer Erklärung.

Zusätzlich würde ein Kampfjet-Geschwader entsandt. Wie das Pentagon weiter mitteilt, versuchen die USA die Verteidigung angesichts der Bedrohungen durch den Iran und seiner Verbündeten, der radikalen Palästinenserorganisation Hamas sowie der Hisbollah im Libanon, zu stärken.

Samstag, 3. August 2024