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Verleihung des Lew-Kopelew-Preises

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Lew-Kopelew-Preis an türkischen Journalisten Can Dündar vergeben

Lew-Kopelew-Preis an türkischen Journalisten Can Dündar vergeben

Der frühere Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, ist in Köln mit dem Lew-Kopelew-Preis geehrt worden. Der Journalist teilt sich die undotierte Auszeichnung mit dem russischen Soziologen Lew Gudkow.

Die Preisträger setzten sich für einen kritischen Journalismus und eine unabhängige Wissenschaft ohne Angst vor den zu befürchtenden Repressionen ein, begründete das Lew-Kopelew-Forum die Entscheidung. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die beiden Preisträger als Persönlichkeiten, "die für die Freiheit des Wortes und die Freiheit der Forschung" stünden. "Wir ehren zwei Menschen, denen Wahrhaftigkeit mehr bedeutet als Karriere und das Wohlwollen der Machthaber", betonte Gauck in seiner Laudatio.

"Weder Denk- noch Sprechverbote"

Trotz aller historischen Unterschiede sind nach Worten des Alt-Bundespräsidenten in Russland und in der Türkei weitgehend identische Prozesse zu beobachten. Autoritäre Herrscher hätten die Kontrolle über die Justiz übernommen, steuerten größtenteils die Medien und formten eine "Ideologie aus Nationalismus und Staatsreligion".

"Lew Gudkov und Can Dündar haben sich dem Druck nicht gebeugt, sich weder Denk- noch Sprechverbote erteilen lassen", erklärte Gauck. Sie verdienten die uneingeschränkte Bewunderung und Unterstützung demokratischer Staaten. "Menschenrechte sind universell", mahnte Gauck.

Dündar wurde als Chefredakteur der türkischen Zeitung "Cumhuriyet" in der Türkei zu fast sechs Jahren Haft verurteilt. Der mehrfach ausgezeichnete Journalist lebt derzeit im Exil in Deutschland. In Laudatio erinnerte Gauck an die neun Deutschen, unter ihnen Deniz Yücel und Mesale Tolu, die immer noch in der Türkei inhaftiert sind. Der Alt-Bundespräsident forderte ihre sofortige Freilassung.

"Tiefes Verständnis des heutigen Russlands"

Der zweite Preisträger Lew Gudkow leitet das unabhängige Meinungsforschungsinstitut "Lewada-Zentrum" in Moskau. Trotz zunehmender Repressionen kämpfe er unbeirrt gegen die staatlich verordnete diskriminierende Bezeichnung des Instituts als "ausländischer Agent", sagte Gauck. "Lewada hält der eigenen Gesellschaft einen Spiegel vor und erschließt Außenstehenden ein tieferes Verständnis des heutigen Russlands." Neben Informationen liefere das Institut differenzierte Kommentare zu aktuellen Entwicklungen sowie grundlegende Analysen über den "Typus des sogenannten Sowjetmenschen", bei dem die "Tiefenschichten russischer und sowjetischer Mentalität vergangener Zeit nachhallen".

Die Auszeichnung wird seit 2001 jährlich vergeben. Mit der Preisverleihung will das Forum Menschen, Projekte oder Organisationen auszeichnen, die im Sinne des russischen Germanisten, Schriftstellers und Humanisten Lew Kopelew (1912-1997) tätig sind.