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Palästinenser tragen einen Verletzten

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Dutzende Tote bei Unruhen im Gazastreifen

Mindestens 28 Tote und 1.700 Verletzte: Vor der heutigen Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem eskaliert die Lage im Gaza-Streifen. Indessen spricht der US-Präsident von einem "großartigen Tag für Israel".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die feierliche Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem wird von den bislang blutigsten Zusammenstößen zwischen israelischen Grenzschützern und Palästinensern im Gazastreifen überschattet. Fast im Minutentakt erhöht das palästinensische Gesundheitsministerium die Zahl erschossener Demonstranten. Mindestens 28 Palästinenser sind mittlerweile bei Protesten an der Grenze zu Israel getötet worden, zu denen die radikalislamische Hamas aufgerufen hatte. Rund 1.700 weitere Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums des Gazastreifens verletzt.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete derweil per Twitter die mit der Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt verbundene Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem als "großartigen Tag für Israel".

Gegenseitige Vorwürfe

Schon Stunden vor der Zeremonie um 15.00 Uhr MESZ spielten sich 70 Kilometer entfernt an der israelischen Westgrenze gespenstische Szenen ab: Palästinenser, von der Hamas-Führung zum Durchbrechen der israelischen Blockade aufgefordert, zündeten Autoreifen an und rannten teilweise Steine werfend auf die israelischen Grenzanlagen zu. Israelische Soldaten schossen - wie angedroht - mit scharfer Munition. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums war unter den Todesopfern ein 14-jähriger Junge. Hunderte Demonstranten seien verletzt worden. 

Das israelische Militär teilte mit, drei Palästinenser seien beim Versuch erschossen worden, in der Grenzstadt Rafah eine Bombe am Grenzzaun zu legen. Auf Fotos von anderen Grenzorten war zu sehen, dass etliche Palästinenser mit Steinschleudern durch Rauchschwaden offenbar in Richtung Grenze liefen. 

Unterschiedliche Bedeutung

Der Umzug der US-Botschaft fällt zeitlich mit den israelischen Feiern des 70. Jahrestags der Staatsgründung zusammen. Für die Palästinenser ist dagegen der 15. Mai der Tag der großen Katastrophe - der "Nakba" - wegen der Vertreibung vieler palästinensischer Familien aus dem heutigen Israel. Viele Nachkommen leben bis heute in Flüchtlingslagern in den palästinensischen Autonomiegebieten und arabischen Nachbarstaaten. 

Israel hatte angekündigt, um jeden Preis jeden Versuch zu vereiteln, die Grenzsicherungsanlagen an seiner Grenze zu durchbrechen. Es ist international für seinen Schießbefehl an die Grenztruppen kritisiert worden. Die Regierung hat das mit der Erklärung zurückgewiesen, Israel habe das Recht, seine Grenzen zu verteidigen.

Empörung nach Botschaftsverlegung

Der Umzug der US-Botschaft wird nicht nur von den Palästinensern kritisiert, die den arabischen Ostteil zur Hauptstadt ihres künftigen Staates Palästina machen wollen. Internationaler Konsens war bis zu Trumps im Dezember vollzogenen Schritt, eine Zweistaatenlösung zur Beilegung des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern anzustreben und den Status von Jerusalem bis dahin offen zu lassen. Deswegen befanden sich bislang fast alle ausländischen Botschaften in Israel in Tel Aviv.