Weniger Fett, Zucker und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln und gesundes Essen in Kantinen und Mensen: Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat die Eckpunkte der bundesweiten Ernährungsstrategie vorgestellt. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der viele zu Hause nicht mehr kochen", sagte Özdemir nach dem Kabinettsbeschluss. Daher sollten Einrichtungen wie Schulen, Kitas und Betriebe "als Hebel" für gesunde Ernährung genutzt werden.
Mehr pflanzliche Produkte, weniger Zucker und Fett
Es gehe darum, die richtigen Rahmenbedingungen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu schaffen, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Kernpunkte der Strategie sind unter anderem eine stärker pflanzenbetonte Ernährung, die weitere Reduzierung von Zucker, Fett und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln und eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Es habe auch etwas mit Wertschätzung der Beschäftigten zu tun, wenn es "in der Kantine nicht nur Currywurst mit Pommes, sondern eine Auswahl gibt", sagte Özdemir. Auch müsse gesundes Essen in Krankenhäusern oder Schulen eine Selbstverständlichkeit sein. "Gut zwei Drittel der Männer, ungefähr die Hälfte der Frauen und fast jedes sechste Kind in Deutschland sind übergewichtig", sagte Özdemir zur Begründung.
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Jeder soll sich gut und gesund ernähren können
Er wolle den Menschen nicht vorschreiben, was sie essen sollten. Aber: "Ich möchte dafür sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren – unabhängig von Einkommen, Bildung oder Herkunft", so der Minister. "Und wenn wir uns saisonal orientieren, dann kann es sogar günstiger werden", sagte er mit Blick auf mögliche hohe Kosten einer gesünderen Ernährung. Weniger Lebensmittel sollen zudem unnötigerweise im Abfall landen. Die Strategie soll nun bis Ende nächsten Jahres ausgearbeitet und von der Regierung beschlossen werden.
Kaniber: Bayern will nicht auf Verbote und Vorschriften setzen
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) betonte, dass nicht die Handlungsfelder der Ernährungsstrategie des Bundes, sondern die Detailmaßnahmen ausschlaggebend seien. "Und die muss der Bund jetzt erst noch entwickeln", so die Ministerin. Wenn Özdemir davon spreche, dass die Reduktion von Zucker, Fett und Salz als "allgemeinverbindlich" durchgesetzt werden solle, sei dies ihrer Ansicht nach der "falsche Weg". "Wir wollen den Menschen nicht vorschreiben, was sie zu essen haben. Aus bayerischer Sicht sind Aufklärung und gute Angebote, nicht Verbote und Vorschriften der richtige Weg", betonte Kaniber.
Verhaltene Reaktion vom Bauernverband
Auch der Deutsche Bauernverband reagierte verhalten. Es sei "positiv, dass die Bundesregierung Ernährungsbildung und eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung fördern will". Jedoch lehne der Verband eine "Diskriminierung bestimmter Lebensmittel" ab. Schon heute bestehe die Ernährung der Deutschen zu etwa 70 Prozent aus pflanzlichen Lebensmitteln. "Staatliche Kampagnen gegen tierische Lebensmittel sind unangebracht."
In der Strategie der Regierung heißt es auch, dass eine "Einschränkung der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung" vorgesehen sei. Dazu erklärte der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, dass Werbung "definitiv kein Hebel für Gewichtsveränderungen" sei. Auch die Einteilung in "gesunde" und "ungesunde" Lebensmittel sei nicht hilfreich, denn jedes Produkt habe seinen Platz in einer ausgewogenen Gesamternährung. Bei gesundem Kita- und Schulessen sei der Hebel hingegen "richtig angesetzt, um kindliches Übergewicht zu bekämpfen".
Mit Informationen von AFP, dpa
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