Es gibt zwei Arten von Schlaganfall. Die eine ist der ischämische Schlaganfall oder Hirninfarkt, bei dem ein Blutgerinnsel die Blutversorgung im Gehirn unterbricht. Die andere Art ist der hämorrhagische Schlaganfall, auch Hirnblutung genannt. Dieser ist viel seltener und deshalb weniger gut erforscht.
"Die meisten früheren Studien schauen entweder auf das allgemeine Schlaganfallrisiko oder den Hirninfarkt. Zum Teil, weil Hirnblutungen in Europa eher selten sind. Viele andere Studien haben einfach nicht die nötigen Teilnehmerzahlen." Tammy Tong, Universität Oxford
Diese nötigen Teilnehmerzahlen hat die Studie, die Tammy Tong und ihre Kolleginnen und Kollegen jetzt veröffentlicht haben. Knapp 420.000 Menschen aus neun europäischen Ländern haben die Mediziner im Schnitt mehr als zwölf Jahre lang begleitet. So große Gruppen brauchen Ernährungsmediziner, um die Frage zu beantworten: Welchen Einfluss hat die Ernährung auf Krankheiten? Die neue Studie bestätigt, was die Forschung zum Hirninfarkt schon gezeigt hat: Wer Obst, Gemüse und Ballaststoffe isst, hat ein niedrigeres Schlaganfallrisiko. Obst und Gemüse enthalten unter anderem Kalium und Magnesium, die blutdrucksenkend wirken.
Rotes Fleisch lieber mit ballaststoffreichen Beilagen
Ein anderes Lebensmittel ist dagegen vermutlich gar nicht so schädlich wie angenommen, nämlich rotes Fleisch, das zum Beispiel von Schwein, Rind oder Lamm stammt. Zunächst stellten die Forscher beim Verzehr von rotem Fleisch ein leicht erhöhtes Risiko auf ischämischen Schlaganfall fest. Das verschwand aber wieder, wenn sie den Konsum von Ballaststoffen und anderer gesunder Nahrungsmittel gegenrechneten. Vermutlich nehmen Menschen, die viel Fleisch essen, weniger Ballaststoffe zu sich und haben deshalb ein erhöhtes Risiko. Mit reichlich ballaststoffreichem Gemüse als Beilage ist gegen ein Steak ab und zu also nichts einzuwenden - zumindest, was das Schlaganfallrisiko anbelangt.
Eier - rätselhafter Risikofaktor für Hirnblutung
Beim zweiten Typ des Schlaganfalls, der Hirnblutung, zeigte die Ernährung mit Ballaststoffen, Obst und Gemüse hingegen keine Wirkung. Stattdessen machten die Forscher ein anderes "Risikolebensmittel" ausfindig, nämlich Eier. Das Risiko steigt bereits bei einem Drittel Ei pro Tag. Doch laut Tammy Tong handelt es sich zunächst nur um einen statistischen Zusammenhang. Ursache und Wirkung lassen sich nur mit weiteren Forschungen klären. Unabhängig davon gibt es aber auch jetzt schon viele Belege dafür, dass Ballaststoffe, Obst und Gemüse gut für die Gesundheit sind - nicht nur, um einem Schlaganfall vorzubeugen.
"Was jetzt gut ist und schützend wäre gegen Schlaganfall, wirkt ähnlich günstig wahrscheinlich gegen Herzinfarkt, gegen Diabetes, sicherlich auch gegen Krebs. Wir kommen immer mehr dazu, dass wir versuchen, eine gesunde Ernährung zu finden, die den Menschen auf lange Zeit gesund und fit hält und vor diesen modernen Krankheiten schützt." Hans Hauner, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München