Laut Vatikansprecher Greg Burke sprach Franziskus mit den Opfern des 2010 überführten Priesterausbilders Fernando Karadima über ihre Leiden. Danach hätten sie gemeinsam gebetet und geweint. Karadima war 2011 von einem vatikanischen Gericht schuldig gesprochen worden.
"Ich kann nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich angesichts des nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern von Geistlichen der Kirche zugefügt worden ist." Papst Franziskus
In der anschließenden Messe rief der Pontifex die Menschen zu einem aktiven Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf. Wer Frieden wolle, müsse für die Gerechtigkeit arbeiten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt im O'Higgins-Park in Santiago de Chile vor rund 400.000 Gläubigen. In seiner Predigt zitierte er auch den kommunistischen Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda (1904-1973), der die Hoffnung als "den neuen Tag, die Ausrottung des Stillstands, das Abschütteln einer negativen Niedergeschlagenheit" bezeichnet hatte.
Proteste löste die Tatsache aus, dass als Konzelebrant der Messe ein Bischof teilnahm, der die Sexualverbrechen an Kindern gedeckt haben soll. Der betroffene Bischof von Osorno, Juan Barros, wies die Vorwürfe erneut zurück. Auch seine Absetzung, die Dutzende Demonstranten lautstark forderten, lehnte er ab. Im Rahmen der Proteste wurden nach Medienberichten etwa 30 Teilnehmer festgenommen.
Appell an die Politik
In seiner Ansprache im Regierungspalast hatte der Papst die chilenischen Führungskräfte aufgefordert, den indigenen Völkern, den Arbeitslosen, den Migranten, der Jugend, den älteren Menschen und den Kindern Gehör zu schenken. Es gehe darum, die "kulturelle Polyphonie" des Landes zu schützen.