Nimmt Kyrill das Angebot von Papst Franziskus an? Darüber ist bislang noch nichts bekannt.
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Nimmt Kyrill das Angebot von Papst Franziskus an? Darüber ist bislang noch nichts bekannt.

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Zwischenstopp in Moskau? Papst schlägt Treffen mit Kyrill vor

Papst Franziskus möchte Berichten zufolge den Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche treffen, Kyrill I. Die Chance bestehe bei einer geplanten Mongolei-Reise Anfang September. Es wäre die erste Begegnung seit Kriegsbeginn in der Ukraine.

Offenbar mit einem konkreten Terminvorschlag hat sich Papst Franziskus an das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., gewandt. Das sagte Leonid Sewostjanow, Vorsitzender der von der russisch-orthodoxen Kirche unabhängigen Weltunion der Altgläubigen, den russischen Nachrichtenagenturen Tass und RIA Nowosti unter Berufung auf ein Telefonat mit Franziskus.

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Demzufolge regt das Oberhaupt der katholischen Kirche an, die Gelegenheit einer ohnehin anstehenden Papst-Reise in die Mongolei vom 1. bis 4. September zu nutzen, um Kyrill zu begegnen. Möglich sei ein Zwischenstopp am 31. August oder am 4. September auf dem Flughafen in Moskau.

Erstes Treffen im Juni 2022 hätte "Verwirrung stiften können"

Eine Bestätigung des Vatikans dafür gibt es bislang nicht. Seit Ausbruch des russischen Krieges in der Ukraine im Februar 2022 hat Kyrill der "militärischen Operation", wie es in der russischen Propaganda heißt, wiederholt den ideologischen Nährboden gegeben. Papst Franziskus prägte in dem Zusammenhang das Wort vom "Messdiener Putins".

Ein erstes Treffen zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern nach Kriegsausbruch war bereits im vergangenen Sommer in Jerusalem angedacht; eine weitere Chance auf Begegnung ließ Kyrill im September verstreichen, indem er nicht – wie Papst Franziskus – beim Weltkongress der Religionen in Kasachstan erschien.

Papst und Patriarch trafen sich 2016 erstmals auf Kuba

Im Jahr 2016 traf Franziskus den russisch-orthodoxen Patriarchen zum ersten Mal; die damalige Begegnung auf Kuba war die bislang erste und einzige persönliche Zusammenkunft zwischen einem Papst und dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche.

"Ich bedaure", sagte der Papst im Mai 2022 in einem Interview mit der argentinischen Tageszeitung "La Nación", "dass der Vatikan ein zweites Treffen mit Patriarch Kyrill, das wir für Juni in Jerusalem geplant hatten, absagen musste. Aber unsere Diplomatie war der Meinung, dass ein Treffen zwischen uns zu diesem Zeitpunkt viel Verwirrung stiften könnte". Hintergrund ist die Frage, welche Signale der Positionierung mit einem Papst-Besuch in Russland oder – zuerst? – der Ukraine gesetzt würden.

Bischof in Russland: "Franziskus setzt auf kleine Schritte"

Der katholische Bischof der westrussischen Diözese Saratow, Clemens Pickel, verweist auf BR-Anfrage darauf, dass Franziskus "im Dialog den Weg zum Frieden" sehe. "Auch wissen wir, dass er auf kleine Schritte setzt, siehe Besuch von Kardinal Zuppi in Moskau."

Mit Matteo Maria Zuppi hatte Franziskus Anfang Juni einen Friedensgesandten in den Osten geschickt – in beide Kriegsländer. Dabei sei es allerdings um nach Russland entführte ukrainische Kinder gegangen, wie der Heilige Stuhl später mitteilte. Zuppi sollte dort die Rückkehr der Kinder zu ihren Familien erwirken.

Über sichtbare Erfolge wurde bislang nichts bekannt. Und auch nicht, ob Kyrill nun die mögliche Offerte aus dem Vatikan annehmen würde. "Spekulieren, ob sein Angebot auf offene Ohren stößt, ist nicht meine Aufgabe", sagt Bischof Pickel, der gebürtig aus dem Bistum Dresden-Meißen stammt, und setzt hinzu: "Darum beten werde ich hingegen gern."

Flughafen als neutraler Boden, wenn auch in Moskau

Wenn Franziskus nach Russland wirklich reist, wäre das zugleich der erste Besuch eines Papstes in dem flächenmäßig größten Land der Erde – und dann ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Russland Krieg führt. Leonid Sewostjanow von der Weltunion der Altgläubigen gibt jedoch zu bedenken, dass ein Flughafen als neutrale Transitzone gelte. Daher würde nach seinen Worten ein Treffen dort keinen Widerstand von jenen hervorrufen, die einen Russland-Besuch des Papstes ablehnen.

Mit Material der kna.

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