Bommelmütze mit falschem Etikett
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Pelzstory: Auf der Spur eines blutigen Modetrends 2/2

Pelzstory: Auf der Spur eines blutigen Modetrends 2/2

Echter Pelz hat als Mützenbommel oder Jackenkragen den Massenmarkt erobert. Ein Blick hinter die Kulissen der Pelzbranche schockiert. Es ist ein Geschäft mit Verbrauchertäuschung und grausamem Tierleid. Von Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann

Von
Jan Zimmermann
Vanessa Lünenschloß

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Verbrauchertäuschung im Handel

Trotz der Berichte über schlimmes Tierleid und schockierender Bilder von gequälten Tieren tragen viele Menschen echten Pelz an der Kleidung. Immer wieder haben wir in den vergangenen Jahren mit Echtpelz-Käufern gesprochen. Viele sagten uns, dass sie Kunstpelz kaufen wollten. Eigentlich sollte man an einem Etikett in der Kleidung erkennen können, ob es sich um echten Pelz handelt. Laut EU-Textilkennzeichnungsverordnung müssen Textilien mit Leder, Fell oder Horn den Hinweis tragen: "Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs".

Mehrfach finden wir bei Stichproben in Geschäften in verschiedenen Städten Verstöße gegen die EU-Verordnung. Viele Bommelmützen mit echtem Pelz und Jacken mit Fellkragen sind nicht gekennzeichnet. In einer Jacke mit Pelzkragen der Kette "subdued" ist ein Schild mit dem Hinweis "fake fur", also Kunstpelz, angebracht. Die Tierartbestimmung im Labor aber beweist: Es ist echter Pelz vom Marderhund. In manchen Etiketten finden sich seltsame Namen wie "Murmasky". Was heißt das? Verbraucherschützer Ingmar Streese erklärt, was sich hinter diesen Bezeichnungen verbirgt.

"Das sind oftmals Tarnnamen, Fakenamen, um ganz bewusst zu verschleiern. Da stehen zum Beispiel Namen wie Genotte für das Fell von einer Hauskatze oder Sobalski für das Eichhörnchen. Das heißt für die Verbraucher, die werden für dumm verkauft." Ingmar Streese Verbraucherzentrale Bundesverband 

Obwohl die Händler eine bessere Kennzeichnung versprechen, ändert sich über die Jahre in den Läden nichts. Bis heute gibt es Echtpelz-Artikel ohne Informationen in den Etiketten. Kontrollen durch Tierschutzorganisationen kommen zum gleichen Ergebnis.

"Bundesweit haben wir die Möglichkeit gehabt, mehrere hundert Geschäfte zu überprüfen über unsere Volontiers und das Ergebnis war wirklich katastrophal. Ich bin seit 20 Jahren in dem Bereich tätig, so schlimm war es mit Pelz noch nie wie dieses Jahr." Friedrich Mülln, Soko Tierschutz

Fehlende Kontrollen

Wir recherchieren, wer die Kennzeichnung im Einzelhandel kontrolliert und fragen in allen Bundesländern nach. Das Ergebnis: In Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen, Brandenburg und Schleswig-Holstein gibt es keine Kontrolle, die von den Behörden ausgeht. In manchen Bundesländern finden lediglich vereinzelt Prüfungen statt. Teils ist die Kontrolle Aufgabe der Landkreise und Städte. Eine Stichprobe zeigt, dass keine von sich aus in den Geschäften kontrolliert. Juristen und Verbraucherschützer sprechen von einem Versagen der Kontrollbehörden. Die Einzelhändler haben offenbar keine Sanktionen zu befürchten.

Warum kaufen viele Pelz?

Liegt es nur an den Tricks der Einzelhändler, dass so viele Leute mit echtem Pelz an ihrer Kleidung herumlaufen? Oder warum kaufen so viele Pelz - trotz der Proteste von Tierschützern und der kritischen Berichte in den Medien? Das lassen wir wissenschaftlich von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg untersuchen. Studenten starten eine bundesweite Befragung. Professor Bodo Möslein-Tröppner leitet die Studie.

"Die wichtigsten Gründe für den Kauf sind Aussehen, Tragekomfort, wie es sich anfühlt, und das Preis-Leistungs-Verhältnis. 80 Prozent derer, die sich bewusst für Echtpelz entschieden haben, kennen die Medienberichterstattung zu der Tierhaltung. Die Skandale spielen keine Rolle." Bodo Möslein-Tröppner, Duale Hochschule Baden Württemberg, Ravensburg

Beim Kauf wird also nicht auf den Tierschutz geachtet. Nach über drei Jahren Recherche zum Milliardengeschäft Pelz ziehen wir eine traurige Bilanz: Der Einzelhandel trickst und täuscht weiterhin. Die schlimme Situation der Tiere hat sich über die Jahre nicht verbessert. Die Politik schaut tatenlos zu. Und obwohl zahlreiche Verbraucher beispielsweise Hunde- oder Katzenbesitzer sind, blenden viele beim Einkauf den Tierschutz aus.