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Staffordshire-Terrier-Mischling

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Protest gegen Einschläferung von Kampfhund

Protest gegen Einschläferung von Kampfhund

In Hannover biss Hund Chico zwei Menschen tot. Hunderttausende unterschrieben eine Petition gegen seine Einschläferung. Nun wurde der Hund dennoch eingeschläfert. Der Protest ist groß. Was sagt das über das Verhältnis von Mensch zum Tier aus?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

In den letzten zwei Wochen verletzten gleich zwei Hunde Menschen tödlich. Ein sieben Monate altes Baby starb nach einem Biss in den Kopf. In einem anderen Fall biss der Hund seinen Halter und dessen Mutter tot. Beide Male war es ein Staffordshire-Mischling.

Petition gegen Einschläferung des Kampfhundes

Hund Chico, der in Hannover seinen Halter und dessen Mutter tot biss, sollte zunächst eingeschläfert werden. Doch dagegen formierte sich vehementer Protest. Mehrere Hunderttausende unterschrieben die Online-Petition "Lasst Chico leben!" Die Ursache für die Beißattacken läge "am anderen Ende der Leine", also beim Mensch.

Behörden werden attackiert

Während die Behörden überlegten, den Kampfhund einzuschläfern, protestierten Dutzende mit "Free Chico"-Plakaten vor dem zuständigen Veterinäramt in Hannover. In das Tierheim, in dem der Hund untergebracht ist, wurde versucht einzubrechen. Womöglich, um den Hund zu befreien. Protest formiert sich auch im Netz, darunter auch viele Hasskommentare.

Kampfhund eingeschläfert, Proteste gehen weiter

Nun wurde Hund Chico eingeschläfert. Die Entscheidung ist "unter Betrachtung der Gesamtsituation" von der Veterinärbehörde in Hannover getroffen worden. Das Tierheim wurde weiter im Netz attackiert, die Vereinsvertreter als "Heuchler", "Lügner" und "Mörder" beschimpft. Die Facebook-Seite des Tierheims ist mittlerweile deaktiviert.

Protest gegen Einschläferung als soziologisches Phänomen

Soziologe Marcel Sebastian von der Universität Hamburg forscht zum Verhältnis Mensch und Hund. Seiner Meinung fällt der Protest für den gefährlichen Hund so groß aus, weil viele in ihm ein Opfer seiner Abrichtung sehen. Beim Tierschutz gebe es außerdem einen kulturellen Wandel. Er sei in unserer Gesellschaft ein reelles Bedürfnis, das an Bedeutung gewinne - gerade in den letzten zehn Jahren. Das zeigten auch Umfragen.

Widersprüchliches Verhältnis Mensch zu Tier

Das Verhältnis vom Menschen zum Tier bezeichnet der Soziologe Marcel Sebastian als ambivalent. Denn beim Thema Massentierhaltung oder Tierversuchen reagierten die Menschen anders. Der Grund liegt aus Sicht des Soziologen darin, dass man dort eigene Verhaltensweisen, wie etwa die Ernährung, ändern müsste. Die Hürde scheint dafür höher.

Halter bestimmt überwiegend Verhalten des Hundes

Bei tödlichen Angriffen auf Menschen wie im Fall Chico sei das Einschläfern die richtige Lösung, so der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal, Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle, zumal weil solche gefährlichen Tiere oft nur schwer artgerecht gehalten werden könnten.