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Skandalwochen in Österreich: Vom Ibiza-Video zu Neuwahlen

Skandalwochen in Österreich: Vom Ibiza-Video zu Neuwahlen

Es war ein historisches Gespräch, das der österreichische Vize-Kanzler und Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte in Ibiza führte. Der heimliche Mitschnitt hat das Land in nur zwei Wochen verändert.

"Zack. Zack. Zack“ – dieses Zitat des ehemaligen österreichischen Vize-Kanzlers und Ex-FPÖ Chefs Heinz-Christian Strache aus dem "Ibiza-Video“ ist inzwischen legendär. Das Video zeigt Strache und seinen Parteifreund Johann Gudenus im Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte. Die beiden Politiker reden sich um Kopf und Kragen und versprechen der Frau Staatsaufträge als Gegenleistung für Wahlkampfhilfen.

Nach der Veröffentlichung geht es Schlag auf Schlag

Die Frau könnte beispielsweise die "Krone“ kaufen – Österreichs mächtigstes Boulevardblatt und es auf FPÖ-Linie bringen. Strache stellt sich vor, dass man dann "Zack, Zack, Zack“ einige unliebsame Journalisten abservieren könnte. Und tatsächlich ging es nach der Veröffentlichung des Videos durch die Süddeutsche Zeitung und den Spiegel am 17. Mai 2019 Schlag auf Schlag.

Die Enthüllung

Freitag, 17. Mai: Die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel veröffentlichen ein heimlich gefilmtes Video. Zu sehen sind FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Gudenus im Juli 2017 in einer Villa auf Ibiza. Sie sprechen mit einer vermeintlichen russischen Oligarchenichte über Staatsaufträge für millionenschwere Spenden sprechen, ebenso von einer Übernahme der “Kronen-Zeitung”

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Die Villa auf Ibiza

Die b’soffene G’schicht

Samstag, 18. Mai: Am Mittag tritt Heinz-Christian Strache als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurück. Seine Äußerung im Video seien eine „b’soffene G’schicht“ gewesen, nüchtern betrachtet „katastrophal und peinlich“. Hinter dem Video vermute er politische Gegner bzw. ausländische Geheimdienste. "Ja, das war ein gezieltes politisches Attentat“. Auch Johann Gudenus tritt von allen politischen Ämtern zurück.

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Heinz-Christian Strache tritt als FPÖ-Chef und Vizekanzler zurück.

Wo ist Kurz?

Samstag, 18. Mai: Das für den frühen Nachmittag angekündigte Statement von Sebastian Kurz wird immer wieder verschoben. Auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt versammeln sich immer mehr Menschen. Sie skandieren "Wir wollen den Basti sehen“ und "Neuwahlen, Neuwahlen“.

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Schild auf der Demo am 18. Mai in Wien: Der stille Kanzler war Kurz.

Die Trennung

Samstag, 18. Mai: Um 19:45 tritt Sebastian Kurz schließlich vor die Presse. Er kündigt die Koalition mit der FPÖ auf ("die FPÖ kann es nicht“) und Neuwahlen an.

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Österreichs Bundekanzler Sebastian Kurz

Neuwahlen

Montag, 19. Mai: Bundespräsident Alexander Van der Bellen kündigt Neuwahlen für September an. Die FPÖ gibt bekannt, dass Norbert Hofer neuer Parteichef werden soll.

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Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) und Bundekanzler Sebastian Kurz

Zankapfel Kickl

Dienstag, 20. Mai: Sebastian Kurz kündigt an, FPÖ-Innenminister Herbert Kickl entlassen zu wollen. Die übrigen FPÖ-Minister geben bekannt, dass sie in diesem Fall geschlossen zurücktreten werden.

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FPÖ-Innenminister Herbert Kickl

Der Schlussstrich

Mittwoch, 21. Mai: Die türkis-blaue Koalition ist nach nur 17 Monaten Geschichte: Bundespräsident Van der Bellen stimmt der Entlassung Kickls und den Rücktritten der übrigen FPÖ-Minister zu.

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Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) und Bundekanzler Sebastian Kurz

Die Übergangslösung

Donnerstag, 22. Mai: Sebastian Kurz stellt seine Übergangsregierung vor. Die vakanten FPÖ-Ressorts besetzt Kurz politisch weitgehend unbekannten Personen. Die Regierung wird vom Bundespräsidenten vereidigt.

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Sebastian Kurz stellt seine Übergangsregierung vor

Kein „Ibiza-Effekt“

Sonntag, 26. Mai: Bei den EU-Wahlen kann die ÖVP von Sebastian Kurz zulegen. SPÖ und FPÖ schneiden schwächer ab.

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Österreichs Bundekanzler Sebastian Kurz mach ein Handybild mit einer Passantin.

Die Abwahl

Montag, 27. Mai: Showdown im Nationalrat: Mit den Stimmen seines ehemaligen Koalitionspartners FPÖ, der Sozialdemokraten und der "Liste Jetzt“ spricht das Parlament Kurz und seinem neuen Kabinett das Misstrauen aus.

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Blick von oben auf den österreichischen Nationalrat

Kurz nicht mehr Kanzler

Dienstag, 28. Mai: Bundespräsident Van der Bellen entlässt das Kabinett Kurz. Bis zur Bildung einer neuen Regierung soll (Ex-Finanzminister) Hartwig Löger die Amtsgeschäfte führen. Sebastian Kurz verzichtet auf sein Nationalrats-Mandat.

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Ex-Finanzminister Hartwig Löger

Die Erste

Donnerstag, 30. Mai: Bundespräsident Van der Bellen stellt die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs Brigitte Bierlein als künftige erste Bundeskanzlerin Österreichs vor. Sie soll bis zur Bildung einer neuen Regierung nach den Wahlen im September im Amt bleiben.

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Die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs Brigitte Bierlein

Die Übergangsregierung

Angelobung der neuen Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und ihrer Übergangsregierung in der Wiener Hofburg.

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Angelobung der neuen Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und ihrer Übergangsregierung in der Wiener Hofburg.