Eines ist sicher: Die Queen wird nach dem Brexit ab 2020 nicht mehr zu den größten Empfängern von EU-Agrasubventionen gehören. Sonst ist vieles umstritten bei der Neuordnung der GAP, der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Die Direktzahlungen an Europas Bauern wird es weiter geben. Walter Heidl, der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes ist zufrieden, dass die zwei Säulen erhalten bleiben.
"Entscheidend sind Direktzahlungen als Ausgleich für höhere Standards. Ganz entscheidend ist, dass in der Grundstruktur anerkannt wird, dass die Landwirte die Direktzahlungen brauchen, um die höheren Standards auszugleichen- bei Verbraucherschutz, Tierschutz und Umweltschutz. Sie bringen höhere Kosten mit sich, wenn wir mit ausländischen Betrieben konkurrieren müssen. Das geht nicht, wenn man diese nicht über Direktzahlungen ein Stück weit ausgleichen kann." Walter Heidl, Präsident Bayerischer Bauernverband
Die Direktzahlungen machen den Hauptanteil der Subventionen aus. Für alle Mitgliedsländer liegt die Basisflächenprämie pro Hektar knapp unter 200 Euro. Dazu kommen verschiedene Zuschläge auf die Basisprämie: Für das sogenannte Greening, für Jungbauern und die ersten 46 Hektar. Zum Greening gehören beispielsweise ökologische Vorrangflächen, Blühstreifen an Feldern, ein Umbruchsverbot fürs Grünland. Die zweite Säule enthält Geld zur Förderung der ländlichen Entwicklung. Dieses Geld fließt, wenn die einzelnen Länder, in Deutschland sind es tatsächlich die Bundesländer, etwas dazugeben. Bayern fördert so etwa benachteiligte Gebiete zum Beispiel Bergbauernhöfe, oder die Umstellung auf Biolandwirtschaft. Jetzt steht im Raum,dass Greening künftig keine Rolle mehr spielen soll und dass die zweite Säule besonders stark gekürzt werden könnte.
Der Wissenschaftler Peter Weingarten vom Thünen-Institut für die Entwicklung des ländlichen Raums sieht das nicht als großes Problem, denn gerade das Greening habe in Deutschland mit etwa 1,5 Milliarden Euro nicht viel bewirkt.
"In der jetzigen Förderperiode haben wir das Greening in der ersten Säule und in der zweiten Säule, die Vorgabe, dass 30 Prozent des Budgets für Agrar- Umwelt und Klimamaßnahmen, einschließlich der Förderung benachteiligter Gebiete verwendet werden müssen. Ich gehe davon aus, dass es für die zweite Säule einen Mindestanteil für Agrar-Umwelt und Klimamaßnahmen geben wird, dass die Mitgliedsstaaten also nicht völlig frei entscheiden können, für welchen Bereich sie die Mittel verwenden möchten." Peter Weingarten, Thünen-Institut für Entwicklung des ländlichen Raums
Das ist nämlich die große Sorge auch des Bauernverbandes oder von EU-Parlamentariern wie Martin Häusling von den Grünen, dass andere Mitgliedsstaaten keinen besonderen Wert auf Umweltmaßnahmen legen und mit dem Geld aus Brüssel eher weiter Produktion fördern könnten.
"Die würden am Ende für alle tonangebend sein, wenn Deutschland theoretisch härtere Auflagen machen würde und nebenan Polen gar keine dann würd natürlich der Bauernverband auf den Barrikaden stehen und sagen, das ist Wettbewerbsverzerrung ja…" Martin Häusling, EU-Parlamentarier
Tatsächlich sieht Walter Heidl darin eine Gefahr
"Wir haben momentan Staaten, die gekoppelte Prämien auszahlen, ob das für Stärkekartoffeln ist, ob für Zucker, für Mutterkühe, auf dem europäischen Markt Wettbewerbsverzerrung verursachen. Wir müssen hier dem Ziel folgen von der Produktion abkoppeln, . … Wenn man Tür auf macht in Richtung Renationalisierung großes Risiko, dass jeder sein eigenes Ding macht." Walter Heidl, Präsident Bayerischer Bauernverband
Wenn Agrarkommissar Phil Hogan in ein paar Stunden möglicherweise einen Deckel die Direktzahlungen auf maximal 60.000 Euro pro Betrieb begrenzen will, außer wenn Familienangehörige mithelfen oder Lohnunternehmer bezahlt werden, hält Peter Weingarten das für eine reine PR-Maßnahme.
"Wenn von vornherein klar ist, das trifft nahezu keinen einzigen Betrieb, aus meiner Sicht trägt das nur zu mehr Bürokratie bei, und dazu dass die Agrarpolitik nach außen verkauft wird, als gäbe es eine wirksame 60.000 Euro-Deckelung das ist eine Nebelkerze die da geworfen wird." Peter Weingarten, Thünen-Institut für Entwicklung des ländlichen Raums
Da sind sich der Bauernverband und der grüne Europaparlamentarier mit dem Wissenschaftler einig.