Die Corona-Fallzahlen steigen. Und Fachleute raten wieder zur Impfung. Doch welchen Impfstoff die Ärztin oder der Apotheker spritzt, das können sich Patienten offenbar künftig nicht mehr so leicht aussuchen. Für Deutschland ergeben sich aus Verträgen mit Biontech nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums gewisse Abnahmeverpflichtungen: in diesem Jahr 17,5 Millionen Dosen, für 2024 14,2 Millionen Dosen, für 2025 dann 15,6 Millionen Dosen. Die an aktuelle Virus-Varianten angepassten Impfstoffe von Biontech sollen zwischen September und November ausgeliefert werden. Bei Moderna bestünden keine weiteren Abnahmeverpflichtungen.
Das Bundesgesundheitsministerium erklärte aber gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio: Der bisherige Moderna-Impfstoff sei noch in einer Menge von zehn Millionen Dosen vorrätig. Wenn dieser ärztlich verordnet werde, würde dieser auch geliefert und bezahlt. Für den angepassten Impfstoff von Moderna gebe es nur noch keine Zulassung. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Im Falle einer Zulassung könne aber auch dieser ärztlich verordnet und von den Krankenkassen bezahlt werden.
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Praktisch umsetzbar? Apothekerverband zur Zusage des Ministeriums
"Wir begrüßen die heutige Äußerung des Bundesgesundheitsministeriums gegenüber den Medien, dass unser angepasster Impfstoff – vorbehaltlich der Zulassung – nach ärztlicher Verordnung von Krankenkassen erstattet wird", erklärt Moderna auf BR-Anfrage und fügt hinzu: "Wir appellieren an Entscheidungsträger, dass hierzu zeitnah klare Handlungsempfehlungen für Apotheken und Ärzteschaft zur anstehenden Covid-19 Impfsaison geschaffen werden."
Beim Bayerischen Apothekerverband (BAV) fragt man sich tatsächlich, was die Äußerung nun bedeutet. "Inwiefern die Zusage des Bundesgesundheitsministeriums praktisch umsetzbar ist, wird sich zeigen", sagt Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes. "Die Großhändler müssten auf eigenes wirtschaftliches Risiko hin ein Lager anlegen, sofern der Impfstoff zugelassen wird", erklärt Hubmann. Offen ist, wie hoch die Nachfrage nach dem Moderna-Impfstoff bei Patienten wäre.
"An Ignoranz kaum zu überbieten": Nur 6er-Fläschchen im Herbst?
Aus Perspektive der Ärzte wäre die Nachfrage vermutlich hoch: Einzeldosen wird es zur Impfsaison offenbar nur vom Hersteller Moderna geben – sofern er die Zulassung erhält. Vonseiten Biontechs gibt es noch keine Angaben dazu, wann Einzeldosen verfügbar sein werden. Der Deutsche Hausärzteverband hatte vor einem "organisatorischen Overkill" gewarnt. "Einmal geöffnet, muss das Fläschchen Impfstoff innerhalb von einem halben Tag aufgebraucht werden", erklärt Hubmann vom BAV.
"Dass der jetzt von der EU zugelassene angepasste Corona-Impfstoff von Biontech anders als angekündigt wieder nur in Mehrdosenfläschchen verfügbar ist, bedeutet für die Hausarztpraxen einen deutlichen Mehraufwand, da jeweils sechs Impfwillige gefunden und zeitnah einen Termin erhalten müssen", kritisiert auch Petra Reis-Berkowicz, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes.
Darunter leide nicht nur die Impfrate: "Eine früh auftretende Infektwelle noch während der Impfsaison wird die hausärztlichen Praxisteams wieder vor enorme Herausforderungen stellen, auch vor dem Hintergrund sich erneut abzeichnender Arzneimittelengpässe." Es sei "an Ignoranz kaum zu überbieten", dass trotz wiederholter Forderung nun wieder keine Einzeldosen verfügbar sein werden.
Mit Informationen von dpa
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