Der türkische Prediger Fethullah Gülen, aufgenommen im Oktober 2016.
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Türkischer Prediger Gülen im US-Exil gestorben

Türkischer Prediger Gülen im US-Exil gestorben

Der türkische Geistliche Fethullah Gülen ist im US-Exil gestorben – mit 83 Jahren. Laut der Erdogan-Regierung war er für den Militärputsch im Jahr 2016 verantwortlich, was er zurückwies. Seit den 1960ern hatte Gülen die Hizmet-Bewegung aufgebaut.

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Der im US-Exil lebende türkische Prediger Fethullah Gülen ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der Geistliche sei am Sonntagabend in einem Krankenhaus im US-Bundesstaat Pennsylvania gestorben, erklärte der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, Ercan Karakoyun. Die Stiftung ist der deutsche Ableger der transnationalen Gülen-Bewegung, die in Deutschland unter anderem Schulen, Nachhilfezentren und Kindergärten betreibt.

Bruch mit Erdogan im Jahr 2013

Gülen wurde von der türkischen Regierung beschuldigt, hinter einem Putschversuch gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2016 gesteckt zu haben. Gegen 700.000 mutmaßliche Gülen-Anhänger wurden Verfahren eingeleitet, etwa 3.000 von ihnen wurden wegen der Beteiligung an dem Putschversuch zu lebenslanger Haft verurteilt. Rund 125.000 Staatsangestellte wurden damals entlassen, unter ihnen zahlreiche Richter. Viele Gülen-Anhänger flohen, auch nach Deutschland.

Der langjährige Verbündete Erdogans hatte sich 2013 mit diesem überworfen. Die türkische Regierung warf Gülen vor, einer "terroristischen" Vereinigung vorzustehen. Er wiederum wies die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe stets zurück. Der Einfluss Gülens beruhte auf seiner Hizmet-Bewegung. Einige halten die Bewegung für eine gemäßigte Strömung des Islam, andere sehen in ihr eine Sekte.

Fokus auf Bildung und Medien

Der Geistliche hatte Ende der 1960er-Jahre begonnen, ein Netz von Bildungsstätten und Medienunternehmen aufzubauen. Seine Predigten verbreiteten sich damals per Ton- und Videokassetten. Gülen vertrat einen konservativen Islam, befürwortete aber zugleich die Bildung in Geistes- und Naturwissenschaften, um mit dem Westen konkurrieren zu können. Er zeigte sich offen für interreligiösen Dialog und wurde unter anderem von Papst Johannes Paul II. empfangen. 

Dank Gülens guter Beziehungen zur Regierung breitete sich seine Hizmet-Bewegung in den 1980er- und 1990er-Jahren immer weiter aus. Viele seiner Anhänger stiegen im türkischen Staatsdienst auf. 

Gülen lebte seit 1999 im US-Exil

Gülen lebte seit 1999 im US-Bundesstaat Pennsylvania. 2017 wurde ihm die türkische Staatsbürgerschaft aberkannt. Das Seniorenheim, in dem er lebte, wurde rund um die Uhr bewacht. Zuletzt zeigte sich Gülen nur selten in der Öffentlichkeit. Er soll schon lange schwer krank gewesen sein.

Mit Informationen von AFP und dpa

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