Unterwegs mit Mentor und Slavisa
Ein Park im Herzen Prishtinas. Slavisa Stojanovic und Mentor Gashi pfeifen und klatschen in die Hände, um Hunde anzulocken: „Wir sind auf der Suche nach einer Hündin, die aus unserem Hundeasyl abgehauen ist. Sie ist krank, hatte die Staupe. Sie ist so ein Hund, der sich nicht einsperren lässt. Sie ist es gewohnt draußen zu leben und hat sich aus dem Zwinger rausgebissen“, sagt der 54-jährige Mentor.
Streunende Hunde gibt es viele in Pristhina
Im Stadtpark laufen zwar einige Streuner herum, die gesuchte Hündin ist aber nicht dabei. Slavisa und Mentor suchen weiter. Die Bürger Prishtinas behandeln die Streuner nicht schlecht, sagt Mentor. Einige haben zwar Angst, doch die meisten würden den Hunden freundlich begegnen.
Insbesondere junge Leute. Sie füttern die Hunde oder rufen uns. Die Leute machen viel für die Hunde hier in Prishtina. Das ist aber nicht überall im Kosovo so. Mentor Gashi, Prishtina Dog Shelter
Mentor und Slavisa kümmern sich schon seit zehn Jahren um herrenlose Hunde. Sie machen das ehrenamtlich und finanzieren sich ausschließlich aus Spenden – vier weitere Freiwillige unterstützen sie.
Streunenden Hunden geht es meist nicht gut
Genaue Zahlen gibt es nicht, aber Schätzungen zufolge leben in Prishtina mehrere Tausend herrenlose Hunde. Sie ziehen in kleinen Rudeln umher, suchen nach Essbarem oder dösen in der Sonne. Gut geht es den Tieren dabei nicht, sagt der 56-jährige Slavisa.
Sie sind oft in einem schlechten Zustand. Sie werden von Autos angefahren, haben Verletzungen. Viele sind krank, haben die Krätze oder viele andere Krankheiten. Wir bringen sie in unser Hundeasyl, behandeln sie, bringen sie zum Tierarzt. Slavisa Stojanovic, Prishtina Dog Shelter
Die vermisste Hündin bleibt unauffindbar und Mentor und Slavisa brechen die Suche für heute ab. In ihrem Hundeasyl wartet noch viel Arbeit auf sie. Das „Prishtina Dog Shelter“ liegt in Gracanica, etwa 10 km südlich von Prishtina. Die Auffangstation ist mit 45 Hunden voll ausgelastet. Sie leben in Zwingern der Marke Eigenbau und haben pro Hund ca. 10 qm Fläche zur Verfügung.
Die Versorgung der Tiere ist kostspielig
Pro Monat müssen Mentor und Slavisa alleine für das Futter rund 2.500 € auftreiben, sagen sie. Vom betagten Kangal-Rüden bis zu 8 Wochen alten Welpen ist alles dabei, sagt Mentor.
Alle haben ihre eigene Geschichte. Dieser hier ist als Welpe einfach weggeschmissen worden. Jetzt ist er großgewachsen. Mentor Gashi, Prishtina Dog Shelter
Die Hunde bleiben bei Slavisa und Mentor bis sie wieder fit sind. Dann müssen sie wieder gehen, um Platz für andere Hunde in Not zu schaffen. Einige werden auch an neue Besitzer vermittelt – oft ins Ausland.
Die Liebe zu Hunden ist völkerverbindend
Rund 700 Hunden haben Mentor und Slavisa auf diese Weise ein neues Zuhause verschafft. Slavisa Stojanovic und Mentor Gashi verbindet ihre Liebe zu Hunden und eine jahrelange Freundschaft. Dass Slavisa Serbe und Mentor Albaner ist, trübe ihr Verhältnis kein bisschen, sagt Mentor.
Über dieses Thema machen wir nur Witze. Wir reden wie Brüder miteinander, kennen uns schon zehn Jahre. Ich verbringe mehr Zeit mit Slavisa als mit meiner Familie. Wäre das ein Problem, würde ich nicht nach Gracanica kommen, wo 99% Serben leben. Mentor Gashi, Prishtina Dog Shelter
Und auch für Slavisa ist Mentor vor allem ein sehr guter Freund.
Ich sehe überhaupt keinen Unterschied zwischen ihm und meinem eigenen Bruder. Ich vertraue ihm voll und ganz und würde – wie man so sagt – mein Blut für ihn hergeben. Schön wär's, wenn sich alle so verstehen würden, wie wir beide. Slavisa Stojanovic, Prishtina Dog Shelter