Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist zuletzt stark zurückgegangen, obwohl sie als eine der effektivsten Lösungen für die Wärmewende gelten. Sie seien teuer, ineffizient oder funktionieren nicht bei niedrigen Temperaturen. Stimmt das?
Mythos 1: Wärmepumpen sind teuer und technisch nicht ausgereift
Es stimmt, dass die Anschaffung einer Wärmepumpe in der Regel teurer ist, als der Einbau einer Gas- oder Ölheizung. Auch 2024 entscheiden sich deshalb viele Hausbesitzer für eine vermeintlich günstigere fossile Heizung. Angesichts spezieller Wärmepumpentarife und eines geplanten EU-CO2-Zertifikatehandels ab 2027, zu kurz gedacht, sagt Marek Miara, Experte für Wärmepumpen und Vorstandsmitglied mehrerer Fachverbände: "Eigentlich sollten sie überlegen, wie werden sich die Preise für die in den nächsten 20 Jahren entwickeln?" Zudem wird der Einbau von Wärmepumpen staatlich gefördert.
Andreas Holm, Professor und Experte für Wärmepumpen an der Hochschule München, hält die Technik für sehr weit: "Die Wärmepumpe ist längst ausgereift. Wir sind zwar noch nicht am Ende der Entwicklung, aber das Potenzial für Verbesserungen liegt vor allem in der Effizienz bei höheren Vorlauftemperaturen."
Mythos 2: Wärmepumpen funktionieren nicht bei Kälte
Oft heißt es, dass Wärmepumpen bei niedrigen Temperaturen ineffizient sind. Doch aktuelle Studien widerlegen das. In extrem kalten Regionen wie Norwegen oder Finnland arbeiten Wärmepumpen selbst bei Temperaturen bis minus 30 Grad effizienter als herkömmliche Gas- oder Ölheizungen.
In Deutschland, wo es selten so kalt wird, sollen Wärmepumpen daher problemlos einsetzbar sein. Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu erklärt, dass Wärmepumpen nur an wenigen Tagen im Jahr an ihre Grenzen stoßen: "Über den Großteil des Jahres arbeiten sie jedoch sehr effizient, selbst bei Minustemperaturen."
Mythos 3: Wärmepumpen benötigen immer eine Fußbodenheizung
Zwar sind Fußbodenheizungen besonders effizient, da sie mit niedrigen Vorlauftemperaturen arbeiten, doch Wärmepumpen können auch mit herkömmlichen Heizkörpern betrieben werden. Auch in Altbauten ist eine Umstellung auf Wärmepumpen oft möglich, ohne dass eine komplette Fußbodenheizung installiert werden muss. Die Größe der Heizflächen ist entscheidend: Je größer die Fläche, desto niedriger die nötige Vorlauftemperatur.
Bauphysiker Andreas Holm betont, dass Wärmepumpen besonders in Ein- und Zweifamilienhäusern gut funktionieren. In städtischen Gebieten könnte dagegen der Anschluss an Nah- oder Fernwärmenetze eine sinnvolle Alternative sein.
Mythos 4: Wärmepumpen sind umweltschädlich wegen der Kältemittel
Ein Vorwurf, der oft gegen Wärmepumpen erhoben wird, ist die Nutzung von umweltschädlichen Kältemitteln. Tatsächlich enthalten viele Modelle Kältemittel mit fluorierten Treibhausgasen, die bei einem Austritt schädlich für das Klima sind. Doch die Branche hat reagiert: Immer mehr Wärmepumpen nutzen umweltfreundlichere Alternativen wie Propan (R290), das ein viel geringeres Treibhauspotenzial hat.
Forscher des Fraunhofer ISE haben zudem einen neuen Propan-Kältekreis entwickelt, der die Menge des eingesetzten Kältemittels verringert und so die Sicherheit erhöht. Viele führende Hersteller wie Viessmann und Vaillant setzen bereits auf diese Technik.
Mythos 5: Wärmepumpen sind laut und stören die Nachbarn
Früher galten Wärmepumpen als laut, doch die Technik hat sich deutlich verbessert. Moderne Geräte arbeiten heute kaum lauter als ein Kühlschrank. Hersteller haben spezielle Schallschutzsysteme entwickelt, die den Lärm minimieren, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen.
Besonders innovative Lösungen wie der Schalldiffusor von Bosch sorgen mittlerweile für leise Betriebsgeräusche.
Im Video: Klimaneutrale Wärme in Bayern - Wo steckt das meiste Potenzial?
Dieser Artikel ist erstmals am 2.10.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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