Bei der Präsidentschaftswahl in der Türkei liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan gemäß den von der Regierung veröffentlichten Zahlen klar vorn. Nach der Auszählung von 91 Prozent der Stimmen führt er mit 53 Prozent. Auf dem zweiten Platz liegt der Kandidat der Republikanischen Volkspartei, Muharrem Ince, mit gut 30 Prozent. Für den inhaftierten Kandidaten Selahattin Demirtas von der prokurdischen Partei HDP werden knapp 8 Prozent angegeben. Erdogan braucht für eine direkte Wiederwahl mehr als 50 Prozent, bleibt er darunter, so müsste er am 8. Juli in eine Stichwahl.
Erdogan kann wahrscheinlich auch auf eine Mehrheit im Parlament setzen: Dort liegt seine Partei AKP zusammen mit der Verbündeten MHP bei 54 Prozent. Die Kurdenpartei HDP könnte nach jetzigem Auszählungsstand knapp die Zehn-Prozent-Hürde überwinden und ins Parlament einziehen.
Opposition sieht Ungereimtheiten
Die Oppositionspartei CHP sieht bei den vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Ungereimtheiten. Die CHP bezeichnete die Berichterstattung der staatlichen Medien als Versuch, die Öffentlichkeit zu manipulieren und die Gegner zu demoralisieren. Nach den seiner Partei vorliegenden Berechnungen sei Präsident Erdogan stets unterhalb von 50 Prozent der Stimmen geblieben, sagte CHP-Sprecher Bülent Tezcan. Damit wäre eine Stichwahl notwendig.