Endlich fliegen sie wieder, die Bienen. Imkermeister Herbert Schwarzer aus Dorfen im Landkreis Erding hat seine Bienenvölker gut durch den Winter gebracht hat. Aber jetzt droht Gefahr. Denn jetzt beginnen die Bauern zu mähen.
"Wenn jetzt binnen drei Tagen der gesamte Löwenzahn weg ist, dann entsteht so eine Art Ernteschock. Weil dann einfach schlagartig nichts mehr da ist." Herbert Schwarzer, Imkermeister
Der Imker appelliert an die Landwirte, sich abzusprechen und versetzt zu mähen, damit die Flächen über einen längeren Zeitraum Nahrung bieten.
Warum mähen die Landwirte so früh und so oft?
Früher gab es noch artenreiche Blumenwiesen. Eine reich gedeckte Tafel mit viel Nektar für Bienen. Heute wird auch Grünland intensiv bewirtschaftet. Landwirt Mathias Lohmeier hat 97 Kühe, allerdings keine Hochleistungstiere. Er hat gerade auf Bio umgestellt. Und mäht seine Wiesen nur viermal im Jahr, statt sechsmal, wie es in seiner Region üblich ist. Je länger das Gras wächst, desto mehr Rohfaseranteil wird gebildet. Der Eiweiß- und Energiegehalt des Futters schwindet. Deshalb mähen die meisten Landwirte früh und oft. Biobauer Lohmeier aber rechnet anders:
"Man hat zehn Prozent weniger Ertrag, wenn man nur viermal mäht. Aber nicht 30 Prozent weniger Ertrag, wenn man 30 Prozent weniger mäht. Das Futter hat zwar weniger Energie, aber mehr Rohfaser und das ist gesund für die Kuh." Mathias Lohmeier, Landwirt
Und vor allem hilft es den Bienen, wenn die Pflanzen länger stehen bleiben und zum Blühen kommen.
Todesfalle Mähwerk
Doch vor allem beim Mähen droht den Bienen Gefahr: Die modernen neuen Mähmaschinen töten viele Bienen und auch andere Insekten. Je größer und schneller die Mähmaschine, desto größer die Gefahr für die Bienen beim Nektar sammeln. Besonders problematisch bei vielen modernen Maschinen: der sogenannte Aufbereiter oder Konditionierer. Scharfe Zinken zerstören die verdunstungshemmende Wachsschicht des Grases durch Knicken oder Quetschen und verteilen es, damit es schneller trocknet. Bienen und andere Insekten werden dabei zerfetzt.
Landwirt Lohmeier hat noch eine alte Mähmaschine - eine für Bienen harmlosere, die er noch bei einem Teil seines Grünlandes einsetzt.
"Beim normalen Mähwerk sterben zehn bis 15 Prozent aller Insekten, die auf den Pflanzen sitzen - Bienen, Wildbienen und Hummeln. Mit Aufbereiter am Mähwerk sterben ungefähr 60 Prozent." Mathias Lohmeier, Landwirt
Appell an die Bauern: Nur morgens und abends mähen
Imker Schwarzer wünscht sich von den Landwirten, dass sie nur bei bedecktem Himmel und kühlen Temperaturen mähen, hier erfolgt weniger Bienenflug. An sonnigen Tagen sollte nur frühmorgens vor sieben Uhr oder abends nach 18.00 Uhr gemäht werden, auch da sind weniger Bienen unterwegs. Als Faustregel gilt: Sind mehr als eine Biene pro Quadratmeter im Bestand zu beobachten, sollte das Mähen unterlassen werden.