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Kirche und Finanzen

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Vermögen von Bistümern: Wenn Kirchen auf den Falschen setzen

Vermögen von Bistümern: Wenn Kirchen auf den Falschen setzen

Es sind enorme Vermögenswerte, die die Kirchen verwalten – katholische wie evangelische. Das Problem: Oft stehen Geistliche an der Spitze, die selten Betriebswirte oder Finanzexperten sind. Und was Kontrollgremien angeht, sieht es schlecht aus.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

Ein allgemeines Problem: Es fehlt vielen Bistümern und Landeskirchen an hauseigenen Kompetenzen in Sachen Finanzen und damit auch an Kontrollmöglichkeiten. Das führte schon in den vergangenen Jahren zu Finanzskandalen in den beiden großen Kirchen Deutschlands. Hier sieben Beispiele.

Aktuell: Dubiose Immobilienkredite – das Bistum Eichstätt

Die Geldanlagen des Bistums Eichstätt werden derzeit auf 300 bis 350 Millionen Euro geschätzt. Eine hohe Summe für eines der kleinsten Bistümer Deutschlands – und für dessen ehemaligen Finanzdirektor. Ein Geistlicher, der die Geldgeschäfte einem Experten überlässt – und ihm vertraut. Genauso wie der Diözesanvermögensverwaltungsrat die Vermögensverwaltung des externen Mitarbeiters kaum überwacht. Dieser scheint sich in den Jahren 2014 bis 2016 in Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Geschäftspartners auf Kosten der Diözese bereichert zu haben.

Zu wenig Sozialabgaben – das Erzbistum Freiburg

Über viele Jahre hinweg wurden im Erzbistum Freiburg zu wenig Sozialabgaben gezahlt. Derzeit arbeitet das Erzbistum in Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung und den Finanzämtern an der Aufklärung dieser Rentenversicherungshinterziehung. 160 Millionen Euro wurden vorsorglich für die entstandenen Schäden zurückgestellt.

Vor einem Scherbenhaufen – das Erzbistum Hamburg

Das Erzbistum Hamburg wirtschaftet jahrelang über seine Verhältnisse. Das ergab ein Bericht, den das Erzbistum Hamburg im Dezember auf seiner Homepage veröffentlichte. Demnach weist die aktuelle Bilanz des Bistums eine Überschuldung von 79 Millionen Euro auf. Nur massive Veränderungen und Reformen können die Sanierung des Erzbistums ermöglichen, so die Einschätzung der Unternehmensberatung Ernst & Young. Im Januar hatte die Erzdiözese angekündigt, 8 der 21 katholischen Schulen in Hamburg zu schließen.

Eigenmächtige Fehleinschätzungen – das Evangelische Dekanat München

Ein Abteilungsleiter des evangelischen Dekanats München investierte 2014 eigenmächtig insgesamt 12,9 Millionen Euro in offenbar nur unzureichend geprüfte Firmen. Lange war nicht klar, wie hoch der tatsächliche Verlust aus diesen Finanzgeschäften war. Dieser wurde im Januar 2018 vom Dekanat mit sechs Millionen Euro beziffert.

Selbstherrlich – das Bistum Limburg

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der bis 2013 einen Bischofssitz nach seinen eigenen Vorstellungen erbauen ließ, konnte dabei auf die ihm unterstellten Gelder ohne begleitende Kontrolle zugreifen. Der Palais kostete am Ende mehr als 30 Millionen Euro statt der veranschlagten 5,5 Millionen. Tebartz-van Elst musste Limburg verlassen, juristische Folgen hatte sein Verhalten jedoch nicht.

Geschönte Bilanzen – die Evangelische Kirche im Rheinland

Zweifelhafte Anlagegeschäfte und geschönte Bilanzen hatten das kircheneigene Beihilfe- und Bezügezentrum (bbz) aus Bad Dürkheim in eine bedrohliche Schieflage getrieben. 2011 musste die evangelische Kirche im Rheinland das Unternehmen mit 20 Millionen Euro retten. Angestellte der bbz sollen jahrelang die Vermögenslage des Unternehmens deutlich zu positiv dargestellt haben. Den Finanzchefs fiel das über Jahre nicht auf.

Fußball statt Altenpflege – das Bistum Trier

Im Jahr 2004 gelang es dem Bistum Trier nach jahrelangem Ringen die Insolvenz der Caritas-Trägergesellschaft Trier (CTT) abzuwenden. Nach der Untreue-Affäre seines früheren Chefs Hans-Joachim Doerfert war der Gesundheitskonzern CTT Ende der 90er Jahre in finanzielle Schieflage geraten. Doerfert wurde 2001 wegen Bestechlichkeit und Untreue zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Über fingierte Werbeverträge und Darlehen ließ er damals mehrere Millionen Mark Fußballvereinen zukommen, allen voran die Eintracht Trier.