Im Mai wird in den bayerischen Bergen die Almsaison eröffnet. Und bei vielen Almbauern geht die Angst vor dem Wolf um. Zuletzt wurde häufig darüber berichtet, dass Wölfe Weidetiere verletzt oder getötet haben. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber berichtet von den Sorgen der Almwirte. Viele wollten deshalb die Weidetierhaltung aufgeben, was fatal wäre für die Biodiversität, für die Erhaltung der Kulturlandschaft aber auch für die Existenz der Landwirte, so die CSU-Politikerin.
Kaniber spricht von Ängsten der Almwirte
Die Ministerin war am Freitag in Berlin beim sogenannten "Wolfsgipfel", zu dem der Deutsche Bauernverband (DBV) eingeladen hatte. Dort hat Kaniber den bayerischen Weg erklärt; mit einer neuen Verordnung soll künftig der Abschuss von "Problemwölfen" erleichtert werden. Kaniber verwies auf den deutlichen Zuwachs in der Population der Wölfe von 30 bis 40 Prozent – und auf die vielen Übergriffe auf Weidetiere.
Sie wünscht sich, dass deutschlandweit einheitlich gehandelt und die Zahl der Wölfe erfasst wird. Denn auch Landwirte aus Niedersachen oder Hessen, die am Freitag in Berlin demonstriert haben, klagen über den qualvollen Tod ihrer Weidetiere. Eine Pferdewirtin aus der Nähe von Hannover zum Beispiel sorgt sich um ihr Pony und berichtet von gerissenen Schafen in der Nachbarschaft.
Deutscher Bauernverband sieht Artenschutz durch Wölfe gefährdet
Auch der Deutsche Bauernverband fordert, den Wolfsbestand deutlich zu reduzieren – und den Abschuss von "Problemwölfen" zu erleichtern. In Richtung EU geht der Appell, den Schutzstatus des Tieres abzusenken. Laut Bauernverband gibt es derzeit rund 2.000 Wölfe in Deutschland, in Bayern hatten sich Anfang des Jahres nach Angaben des Landesamtes für Umwelt 23 Tiere angesiedelt.
Im Jahr 2021 seien bundesweit 3.374 Weidetiere durch Wölfe gerissen oder verletzt worden. Wobei Nutztierhalter in Bayern entschädigt werden; die entstandenen Schäden werden zu 100 Prozent durch den Freistaat Bayern ausgeglichen. Ein Verbandsvertreter betont, dass Schaf- und Ziegenhalter sowie ihre Tiere geschützt werden müssten. Denn sie seien auch wichtig für den Artenschutz und die Insektenvielfalt. Wölfe abzuschießen sei für den Bestand kein Problem, weil sie sich stark vermehrten. "Erosionsschutz in den Bergregionen oder Küstenschutz geht nur mit Schafen durch Tritt und Biss."
Naturschützer fordern besseren Herdenschutz durch Zäune und Hunde
Umweltschützer, wie der Naturschutzbund Deutschland, lehnen einen schnelleren Abschuss der Wölfe ab. Schließlich sind sie streng geschützt und gelten als ungefährlich für den Menschen. Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger kritisiert an der bayerischen Verordnung, dass dadurch auch Wölfe getötet werden könnten, die gar nicht problematisch seien. Außerdem sei noch zu prüfen, ob die Verordnung mit den Regeln des Bundesnaturschutzgesetzes und der Europäischen Union vereinbar ist.
Der Nabu-Präsident fordert stattdessen, die Weidetiere besser zu schützen, etwa durch Zäune oder Herdenhunde. Landwirte sollten für diese Maßnahmen etwa mit EU-Geldern finanziell unterstützt werden. Wichtig sei zudem, dass Wölfe ihre Scheu vor dem Menschen nicht verlieren. Sie dürften auf keinen Fall gefüttert werden, betonte Krüger.
- Zum Artikel: "Kommt der Wolf, wächst der Wald?"
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