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Grabkapelle in Jerusalem

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Archäologen sicher: Grabkapelle in Jerusalem viel älter

Archäologen sicher: Grabkapelle in Jerusalem viel älter

Stammt die Jerusalemer Grabeskirche doch aus der Zeit von Konstantin dem Großen? Das Baumaterial soll nach neuesten archäologischen Studien auf das Jahr 345 nach Christus hindeuten - damals wurde das Christentum Staatsreligion. Von Peter Jungblut

Die Jerusalemer Grabeskirche war von Oktober 2016 bis März 2017 aufwändig restauriert worden, nachdem zuvor ein Streit unter Religionsgemeinschaften jeden baulichen Eingriff verhindert hatte. Bei den umfassenden Arbeiten hatten Forscher der Technischen Universität Athen unter anderem erstmals seit mehr als 200 Jahren die Marmorplatte auf dem angeblichen "Grab Christi" entfernt. Dabei kam eine zweite Platte zum Vorschein, die von Experten zunächst auf das 7. Jahrhundert datiert worden war. Jetzt ergab eine genauere chemische Analyse des verbauten Mörtels in zwei voneinander unabhängigen Instituten eine wesentlich frühere Datierung. Demnach könnte die Baugeschichte der Grabeskirche tatsächlich bis in die Zeit zurückreichen, als das Christentum Staatsreligion wurde.

War die Kalksteinhöhle das Grab?

Die Wissenschaftler kommen zum Ergebnis, dass es sich bei den Resten der Kalksteinhöhle unterhalb der Kirche um die von einer römischen Delegation im Jahr 326 gesuchte historische Grabkammer handeln könnte. Die erste Kirche an dieser Stelle wurde unter Kaiser Konstantin 335 geweiht. Das Grab habe - entgegen bisherigen Annahmen - die Zerstörung der ursprünglichen Grabeskirche durch den Fatimiden-Sultan Al-Hakim im Jahr 1009 teilweise überdauert, so die Zeitschrift "National Geographic" in einem aufsehenerregenden Artikel. Der emeritierte britische Archäologe der Universität Oxford und Kenner der Grabeskirche, Martin Biddle, hatte schon den Fund einer verdeckten Marmorplatte als "unerwartet" bezeichnet.

Skepsis aus Frankreich

Im Gegensatz zum Franziskaner-Archäologen Eugenio Alliata, der die wieder aufgefundene Grabplatte in die Kreuzfahrerzeit datierte, hatte sich Biddle von Anfang an für eine frühere Datierung ausgesprochen. "In meiner Interpretation ist die Platte deswegen so stark beschädigt, weil es sich um die Platte aus der Zeit der Zerstörung unter Hakim handelt", so Biddle. Die jetzt von "National Geographic" veröffentlichten Untersuchungsergebnisse stützen Biddles These. Kritik äußerte die Chefredakteurin des franziskanischen "Terre Sainte Magazine", Marie-Armelle Beaulieu. Der Artikel enthalte "ein einziges interessantes Element", das dem interessierten Publikum jedoch bereits seit Frühjahr bekannt gewesen sei. Dies sei der unerwartete Fund der unteren Marmorabdeckung der Grablege, die nun durch den Mörtel in die frühbyzantinische Zeit datiert werden könne.

Römer bauten Tempel

Die Römer hatten über der mutmaßlichen Grabstätte von Jesus im frühen 2. Jahrhundert zunächst einen Tempel errichtet, um den frühen Christen die (von der Regierung unerwünschte) Verehrung des Ortes zu erschweren. Dieser heidnische Kultbau war unter Kaiser Konstantin beseitigt worden, um die Grabkammer freizulegen. Nach Angaben von "National Geographic" enthält die jetzt untersuchte Höhle eine Ablagefläche, wie sie typisch war für die Grablegen vermögender Juden im 1. Jahrhundert.